Donnerstag, 14. Januar 2010

Im Siegerland: Mundart verbreitet

Siegen. 14.01.2010. Ja die Mundart, das "Platt". In einer der unsinnigen Schulumbruchzeiten Ende der 60er- und Anfang der 70er-Jahre in Schulen im ländlichen Bereich verpönt und ganz außen vor, wurde es dennoch gesprochen. Es verliert sich leider mehr und mehr, wird aber wie in Norddeutschland, in Bayern, in ostdeutschen Ländern und auch im Siegerland weiter gepflegt.

Es ist weltweit bekannt, das "Riewekooche", das man sich sagt, wenn man sich irgendwo auf der Welt als Siegerländer trifft. So ging es mir, als ich vor vielen Jahren auf der Fahrt von Belgrad nach Weißenkirchen über kleine Nebenstraßen auf einen VW-Bus mit SI-Kennzeichen traf. Wir hielten an, und zuerst rief man sich zu "Sitt ihr och Riewekooche (seid ihr auch aus "Reibekuchen", also kommt ihr aus dem Siegerland)"? Klar, waren wir alle. Die einen aus Flammersbach, die anderen "uss der Statt", also direkt aus Siegen. Nun muss man Riewekooche erklären. Reibeplätzchen, im Siegerland auch Riewekooche, sind etwas anderes als der Siegerländer Riewekooche. Das ist ein Kartoffelbrot aus rohen geriebenen Doffeln oder Duffeln,Kartoffeln, und mit knuspriger Kruste. Schmeckt lecker mit guter Butter oder auch Marmelade. Damit wären schon einmal die ersten wichtigsten Schritte in Sachen Siegerländer Platt gemacht.
Kennen muss man auch "Nodda", also gut, so ist's, man kann jetzt weiter machen oder gehen, "Gonn Morje" und "Gon Dach", also "Guten Morgen" und "Guten Tag". Und wenn ein Siegerländer sagt "Ech ha hellob noch wat zu erledije" (Ich habe schnell noch was zu erledigen), weiß man, dass er es eilig hat. Von Ausnahmen abgesehen sind lange Gespräche ohnehin nicht das Ding des Siegerländers. Kurz und klar ist die Devise, wenn es auch Ausnahmen gibt.
Das sind nur wenige Beispiele. Siegerländisch ist auch nicht gleich Siegerländisch. Selbst wenn es wissenschaftlich untersucht und man eine Sprache ausgemacht haben will, gibt es diese einheitliche Sprache gar nicht. Sie ist nur in Grundlagen gleich oder da schon nur ähnlich. Weil schon in der Stadt (Siegen) anders gesprochen wurde und wird wie auf dem nächsten Dorf und dem weiteren Dorf auch wieder anders als im Nachbardorf. Die Vokale sind zum Teil anders. Bei einen heißt es, "mr hoa dat, bei den anderen, "mr haa dat". Allein aus den Familien heraus gab und gibt es für die nächste Generation ein Gemisch, wenn ein Elternteil aus dem Freudenberger Land, das andere direkt aus Siegen kam/kommt. Starke Mischungen gibt es in den Grenzbereichen zu Rheinland-Pfalz wie Oberfischbach/Niederfischbach, Struthütten/Herdorf, Hickengrund/Westerwald und durch das südlich angrenzende Hessen.
Aber Sprache ist lebendig, eben auch im Siegerland. Neben Hochdeutsch sollte man einen Dialekt kennen. Wird es von der Grndschule an gepflegt, eröffnet sich damit wahrscheinlich auch ein besserer Zugang zu anderen Sprachen. Dialekt ist ein Stück Identität und Heimat. So bin ich froh, das eine oder andere von den Eltern und dem Umfeld mitbekommen zu haben, Siegerländisch zu verstehen, sprechen und im Großen und Ganzen schreiben zu können.

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