Donnerstag, 20. Februar 2014

Vom Breisgau ins Elsass





Frühlingswiese im Breisgau, unterwegs in Emmendingen und Colmar. (Fotos/Montage: © presseweller)



Dem Frühling entgegen

Von Jürgen Weller


Februar 2014. Kommt man aus den deutschen Regionen nördlich des Mains, dann kann man dem Frühling ein Stück entgegenfahren. Das geht mit dem Zug, aber am unabhängigsten mit dem eigenen Auto. Im Süden Deutschlands setzt der Frühling früher ein. Er „wandert“ dann nach und nach Richtung Norden. Das lässt sich an der Blüte ausmachen, aber auch ganz praktisch an den Temperaturen. Und jetzt, Mitte Februar, dauert es gar nicht mehr so lange, bis es in der Natur grünt und blüht. Auf unserer Tour geht es von Emmendingen im Breisgau über den Rhein ins benachbarte Elsass, nach Colmar. Beide Städtchen laden zum Bummeln und Schauen ein.

Emmendingen lässt sich bequem über die Autobahn A5 erreichen. Von uns aus dem südlichen Westfalen sind es rund 400 Kilometer. Wer sich Zeit lässt, nimmt einen Abstecher unter die Räder, fährt zum Beispiel ein Stück der Schwarzwaldhochstraße. An vielen Stellen begeistern die weiten Ausblicke ins Land. In der Ferne mitten im Grün ein Schwarzwaldhof, dann der idyllisch gelegene Mummelsee, wo Kaffeezeit ist, weit hinten im Dunst der Kaiserstuhl und die Vogesen. Ja, über den Rhein wollen wir die nächsten Tage auch noch. Das erste Ziel aber ist Emmendingen, so mehr oder weniger mittendrin zwischen Kaiserstuhl, Rhein und Freiburg, umgeben von Wäldern und idyllischen Tälern. Unser Hotel-Gasthof liegt in Teningen, nur einen Katzensprung von der Kreisstadt entfernt. Parkplatz, W-LAN, tolles Frühstücksbüfett – alles da. Seit vorigem Jahr gibt es in Emmendingen auch ein Feng-Shui-Hotel. Mitten in der Stadt. Je nach Zeit ist es übrigens gar nicht einfach, ein Zimmer in Emmendingen und naher Umgebung zu finden. Neben der Stadt selbst bieten sich als Alternativen außer Teningen beispielsweise auch Mundingen, Windenreute und Maleck an, alles gemütliche Örtchen. 
Der Breisgau ist vielen ebenso ein Begriff wie Freiburg mit dem weltbekannten Münster. Aber Emmendingen mit seinen rund 26.000 Einwohnern hat seine Reize. Wir bummeln durch die Gassen rund um den großen Marktplatz mit Fachwerkhäusern, dem alten Rathaus und Brunnen. Wie in Freiburg gibt es auch hier Bächle, schmale Kanäle, die durch die Straßen laufen. Marktrecht gab es Anfang des 15. Jahrhunderts, Stadtrecht über 170 Jahre später. Historisches neben Fachgeschäften, Cafés, Gaststätten und Restaurants aller Coleur. Den Eingang Richtung der schmucken Gassen und des Marktes bildet das Emmendinger Stadttor. Markant. Alles sieht hübsch und ordentlich aus. Anheimelnd. Die mächtige evangelische Stadtkirche geht auf das 15. Jahrhundert zurück, imposant zeigt sich auch die ein paar Jahrhunderte neuere katholische Kirche. Wenn die Frühlingsblumen sprießen, ist der große Park ein Muss, in dem auch ein riesiger Mammut-Baum steht: Entlang der Blütenpracht spazieren, auf der Bank am Teich sitzen, dem Gesang der Vögel lauschen und über Frühling und Natur sinnieren. Steigen wir etwas aufwärts Richtung Wöpplingsberg, eröffnet sich uns der Blick über die Stadt, und – vom Eichbergturm aus  –  weit ins Land. Macht man auch hier in diesem Landstrich einen köstlichen Flammkuchen, wollen wir ihn doch auch noch jenseits der Grenze, im Elsass, genießen. Im Breisgau pflegt man die badische Küche, Einflüsse au dem nahen Elsass sind unverkennbar. Immer passend die badischen Weine und die glutroten vom Kaiserstuhl. 

Im Alsace nach Colmar

Es ist mehr oder weniger ein „Katzensprung“ von Emmendingen ins Alsace, wie die französischen Nachbarn das Elsass nennen. Es liegt an der westlichen Seite des Rheins, deshalb heißt dieses Departement auch „Haut Rhin“. Nach dem Passieren der Grenze ein gutes Stück unterhalb von Breisach merken wir schnell, dass es hier noch weitaus mehr Kreisverkehre als bei uns gibt. Sind ja meist auch ganz praktisch, also in vielen Fällen praktischer als Ampeln. Örtchen und Einkaufsmärkte an den Straßen ziehen vorüber. Unser Ziel – nach nur gut 60 Kilometern –  ist ein typischer Ausflugs- und Touristenort, Colmar.
Etwas außerhalb des Marktes, keine fünf Minuten Gehweg entfernt, finden wir einen großen Parkplatz. Sogar kostenlos. Er steht ziemlich voll. Aber es gibt hier und da eine Lücke. Verflixt eng angelegt, fast noch enger als in vielen deutschen Parkhäusern. Man muss froh sein, wenn das Auto bei der Rückkunft keine Macken hat. Unseres hatte keine. Das elsässische Colmar mit über 65.000 Einwohnern ist vielen bekannt. Der alte Ort, vor über 1.100 Jahren urkundlich erwähnt und vor über 780 Jahren mit Stadtrechten ausgestattet, ist ein Idyll mit seinen Kanälen und Fachwerkbauten. Am und rund um den Markt mit dem mittelalterlichen Flair, der praktisch eine reichlich frequentierte „gute Stube“ ist,  herrscht reges Leben. Eine Jazz-Formation spielt. Auf einem kleinen Trödel-Markt bieten Händler „alte Schätzchen“ feil. Das Leben pulsiert, wirkt irgendwie südlich-heiter und trotz imposanter Kulisse kuschelig. Unterhalten sich hier Gruppen in Deutsch, sind es dort welche, die französisch oder englisch sprechen. Wir gönnen uns im Außenbereich eines Gasthofes ein Stück Flammkuchen, der hier auch Flammekuche und anders heißt, mit Speck, Zwiebeln und Käse. Lecker. Dazu ein Mineralwasser und danach einen Kaffee. Der Service funktioniert. Schnell und freundlich. Natürlich gibt es für Freunde guten Essens weitaus mehr zu entdecken, von der Gänseleberpastete über die typischen Sauerkrautgerichte bis zum Gugglhupf. Nicht zu vergessen, die Vins d' Alsace, die Weine des Elsass und das Hähnchen in Weinsoße, das Coq au Vin. Ein Stückchen weiter ein Karussell auf alt, wie früher. Es weckt Erinnerungen an Kindertage.
Die Kirchen wie das Martinsmünster locken zum Besuch sowie neben vielem anderen das Unterlinden-Museum mit dem Isenheimer Altar und der Kreuzigungs-Darstellung  – vom bekannten Matthias Grünewald aus dem Frankenland gefertigt.
So fließt der Tag schnell dahin. Am Rückweg, vorbei an einzelnen besonders herausgeputzten Dörfern, schauen wir noch einmal in die Vogesen, bummeln durch ein altes Burgtor, erfreuen uns am Blumenschmuck und queren, nun ein gutes Stück nördlicher als zum Start, den Rhein. Gemütlich wirkende Weinorte, alles in Nähe des Kaiserstuhls, sind unsere Begleiter. „Da müssen wir auch noch hin“, sagen wir uns, bis wir dann wieder in Teningen, kurz vor Emmendingen, sind und wir bei einem Glas trockenem Roten überlegen, was wir morgen erkunden wollen. 

Mehr Informationen: www.emmendingen.de, www.colmar.fr

Abdruck in Printmedien frei bei PDF oder Belegseite.

Reiseberichte und Meldungen zu größeren Veranstaltungen finden Sie auch immer auf den Seiten http://www.presseweller.de
Speziell zum Siegerland auch auf: http://www.buch-juwel.de

Die Fotos oben und viele weitere Einzelfotos (honorarpflichtig) können angefordert werden
bei dialog>at