Freitag, 26. Juli 2013

Komm und schau mich an: Breisgau


Markttag in Emmendingen. (Foto: presseweller)

Ein Landschafts-Geschichts-Genuss-Erlebnis


Von Jürgen Weller

Reden Urlauber vom Südwesten Deutschlands, dann gehören für sie Rhein, Schwarzwald und Kaiserstuhl dazu … und eben das Wort Breisgau. Gleichbedeutend für eine sonnenverwöhnte Landschaft mit mildem Klima, in dem Edelkastanien ebenso ihren Platz haben wie der Wein. Beim Blick ins Rund in die dunkelgrünen Schwarzwaldberge über idyllische Dörfer, Orte und Städte wie Sexau, Emmendingen und Freiburg, scheint es von den Hängen „Kommt herein, entdeckt mich!“ zu wispern. "Ja wir kommen, wir schauen Euch an!"
Die Sonne zaubert ein Lächeln auf die Schwarzwaldhänge, über denen ein tiefes Blau steht und den Sommer kündet. Es ist eine freundliche Landschaft, die, Walzerklängen gleich, Freude ins Herz trägt, um auf den Höhen dann in den musikalisch ruhigen Teil zu verfallen, damit der Wanderer oder Besucher sich voll und ganz der Aussicht über Dörfer und Täler und zu den Hängen im Rund, bis rüber zu den Vogesen, widmen kann. Wie schön kann Landschaft sein. Ziehen sich einerseits die Rebstöcke in Reih und Glied die Hänge hinauf, sind es anderswo die Obstbäume, die Äpfel, Pflaumen und Kirschen, die den Wiesen Gesicht geben und unter anderem zu gehaltvollen Obstbränden verarbeitet werden. Und irgendwo trieffen wir auf eine vorwitzige Ziege, die sich hoch zu den Mirabellen reckt und lustvoll am Fruchtsüß des Sommers nascht.
Überall im Südschwarzwald erlebt der Reisende diese Landschaftsbilder, in denen nicht nur in den Städten und Städtchen Hinschauen und Genießen angesagt sind, sondern auch in kleinen Orten, die bei Durchfahrenden wenig Beachtung finden. Die liebliche Brunnengestaltung in Sexau, wo - wie in manchen anderen Orten – Störche ihr Nest bauen, Waldkirch, von wo es einen Katzensprung hoch zum Kandel ist und weiter bis ins fernsehbekannte Glottertal. Emmendingen mit seinen heute rund 27.000 Einwohnern und seit Ende des 16. Jahrhunderts mit Stadtrechten ausgestattet, gibt sich mit Parks, seinen Kirchen, dem großen Markt, dem Unteren Tor, dem letzten erhaltenen Stadttor, und den Straßen zum Bummeln so richtig beschaulich. Überall kann man einkehren. Gerade hat im Ort ein Feng-Shui-Hotel eröffnet. Wen es hoch auf den Eichbergsturm mit der über 40 Meter hohen Aussichtsplattform zieht, kann sich auf einen wahren erhabenen Ausblick freuen: über die Rheinebene, zu den Schwarzwaldhöhen, zu den Vogesen ins Elsass. „Schöne Aussichten“ machen Lust auf mehr.

Klein und genussvoll

Uns zieht es immer wieder auch in die kleineren Orte wie Maleck oder Windenreute. Dort gibt es auf der Höhe eine „Waldschänke“. Ruhig, am oberen Ende des Ortes, gleich am Wald und mit Blick auf Wiesen und Hügel. Riesige Terrasse, zum großen Teil mit großen Markisen geschützt, die der hochsommerlich strahlenden Sonne ein bisschen Kraft nehmen und wo es sich bis spätabends gemütlich sitzen lässt. Gelb-gemusterte Tischdecken wirken sonnenfreudig und einladend, Vasen mit Kräutersträußchen statt Blumen, rings um die Terrasse und im Garten Tomaten, Salate und Kräuter. Da kommt Naturgefühl auf.
Für einen Westfalen ungewohnt, hat ein kleines Bier hier schon 0,3 Liter. Aber da gibt’s für das Schwarzwälder Pils auch noch einen Pfiff, der hier noch kleiner als in Österreich ausfällt, 0,1 Liter. Das sieht gegenüber den anderen Gläsern schon mickrig aus. Vielleicht sollte man sich auch für einen der guten badischen Weine entscheiden, ob einen der weißen wie Grauburgunder oder Riesling oder einen Roten, zum Beispiel einen trockenen Spätburgunder, der im Glas funkelt. Aber das Trinken ist nur Ouvertüre und Begleitmusik. Gut essen wollen wir auch. Die Speisekarte ist reichhaltig, ob man nun der Fleischeslust fröhnt oder Vegetarisches bevorzugt. Am Tisch gibt’s außer einer bodenständigen Flädelesuppe Pfifferlinge im Nudelnest, eine Gemüsepfanne mit kurz gebratenen Kartoffeln, Ziegenkäsepäckchen in Schwarzwälder Schinken mit Salat und Stein-Champignons mit Salatbett. Salat steht hier nicht für ein paar Blätter, sondern für eine Riesenportion. Was Horst Armbruster in der Küche aus marktfrischen Zutaten „zaubert“, kann sich anrichtsmäßig sehen und vor allem auch schmecken lassen – und das zu zivilen Preisen. Klasse. Das scheint in der Region nicht unbekannt zu sein. Teils mussten wir warten, bis ein Terrassentisch frei war.
Außerhalb von bodenständig geht auch. So kamen wir auf Empfehlung in ein anderes Dorf, ein paar Autominuten von Emmendinen entfernt: Malterdingen. Noch nie im Leben gehört. Sauber, mit schöner Kirche und Denkmal im Ort. In der Hauptstraße wirkte das „Chada Thai“ nahezu unscheinbar, wenn es auch auf der straßenseitigen kleinen Terrasse schon Betrieb gab. Der Tisch war für den Garten reserviert. Wie vom anderen Stern. Eine verwunschene Welt mit Sträuchern, Stauden, Blumen, in denen sich die Tische verbargen: traumhaft für Sommerabende. Aufmerksame Bedienung. Ein fruchtiger Sommerdrink mit Strohhalm. Potpourris aus nach Blüten duftendem Reis, Kokosmilch, Würzpasten, Tofu, Chili, Koreander, Hähnchenstückchen und anderem mehr, zum Beispiel beim „Gaeng Kiew Whan Gal“. Eine geschmackliche Erfüllung. Einfach nur gut. Preise? Völlig in Ordnung und gut erschwinglich. Kleiner Ort und Geheimtipp? Im Prinzip ja, aber doch nicht so ganz. Als wir gegen 21.30 Uhr gehen, kommen immer wieder Gäste nach. Man sollte unbedingt vorbestellen! Wenn man bei kleinen, feinen und genussvollen Orten bleiben will, dann darf man „über den Berg“ Maleck mit dem Parkhotel Krone nicht vergessen. Dort sitzt man draußen im Parkgarten ebenso gemütlich wie drinnen und speist für unseren Geschmack vorzüglich. 

Freiburg sehen

Beim Breisgau-Besuch gehört Freiburg dazu: Anfang des 12. Jahrhunderts mit Markt- und Stadtrecht ausgestattet und bekannt für sein Münster. Die Stadt ist quasi die Metropole des Breisgaus: reges Leben auf dem Münsterplatz, die typischen „Bächle“, die sauber eingerinnt durch die Straßen fließen. Eine große Stadtwelt mit doch gemütlichem Flair, die zum ausgiebigen Bummeln einlädt. Am Freiburger Münster mit dem 116 Meter hohen Turm wurde rund 300 Jahre gebaut, und es stehen immer noch Gerüste. Die Ursprünge gehen wohl auf den Anfang des 13. Jahrhunderts zurück, die stilmäßige Ausrichtung wird mit spätromanisch/gotisch beschrieben. Innen schauen wir uns die wunderschönen Buntglasfenster an, die bildhauerische Gruppendarstellung des Heiligen Abendmahls mit Jesus und den Jüngern. Wenn dann die Glocken des Freiburger Münsters erklingen, ist das ein erhebendes Gefühl. Wer sich detailliert zur Kirche und Freiburg informieren will, sollte an einer Führung teilnehmen oder sich ein gutes Reiseführer-Büchlein besorgen In den Beschreibungen wird man auch stets auf das alte Geschlecht der Zähringer stoßen. 
Zur Einkehr bestehen überall Möglichkeiten, ob zu bodenständigen oder internationalen Gerichten oder zu Kaffee und Kuchen, wobei natürlich auch für uns „Schwarzwälder Kirsch“ ganz oben auf der Probierliste stand. 
Über allem wachen der Schlossberg sowie der Schauinsland, der über 1.280 Meter hohe Hausberg Freiburgs. Vom Aussichtsturm geht der Blick weit übers Land, vom Rhein bis zum Kaiserstuhl.
Reist man mit dem Auto an, findet man in Freiburg Parkplätze und Parkhäuser, auch in Zentrumsnähe. Die Parkgebühren sind teils allerdings nicht niedrig.
Als wir den Breisgau über die A5 verlassen, blicken wir lächelnd zurück, "ja wir haben dich angeschaut, aber wir wollen noch mehr von dir entdecken". Dazu lacht die Sonne bei strahlend blauem Himmel.Einladend.


Informationen: www.emmendingen.de, www.freiburg.de, www.schwarzwald-tourismus.info

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Freitag, 5. Juli 2013

Auf die Pässe, fertig, los!






                           Blick vom Nassfeld zum Garnterkofel. (Foto: presseweller)



Von Pontebba in Friaul übers Kärntner Nassfeld zum Vrsic-Pass

Juli 2013. Siegen (Dialog). So mancher weiß sie statt Tunnelunterquerung noch zu schätzen: Fahrten über Passstraßen. In den Alpen gibt’s mehr als genug davon und neben den Klassikern wie Großglockner und St. Gotthard viele kleinere, die Spaß beim Fahren und Landschaftsgenuss bringen. Mit dem Start in Pontebba im italienischen Friaul führt die Strecke übers Kärntner Nassfeld bis schließlich auf die Höhe des Vrsic-Passes in Slowenien.


Pontebba ist ein beschauliches Städtchen, wo man gerne auf Pasta, Dolce und einen Espresso einkehrt. An der Nordseite des Dorfes beginnt der Aufstieg auf den Passo Pramollo, den Nassfeldpass. Kehre um Kehre windet sich die Straße hoch, und wir sind beeindruckt, wenn wir ein Stück nach oben schauen. Die Fahrt wird durch Galerien gehen, die am Berg zu hängen scheinen. Die Straße ist teilweise schmal, aber in weiten Teilen gut ausgebaut. Nach rund 13 Kilometern und auf rund 1.530 Meter Seehöhe haben wir es, am Bergsee vorbei, geschafft. Es erwarten uns beindruckende Panoramen mit Gartnerkofel, Auernig und Richtung Süden dem Malurch, der sich im See spiegelt. Wunderschön. Wer in diesem Urlaubsrevier bleiben oder eine Pause einlegen will: Eine rasante Abfahrt kann man auch mit dem „Pendolino“, der Sommerrodelbahn, hinlegen. Sie führt bis aufs Gelände der Tressdorfer Alm.
Bei uns geht's die teils steile und kurvenreiche Passstraße abwärts nach Tröpolach und dort Richtung Osten über das Bezirksstädtchen Hermagor durchs Gailtal Richtung Villach bis zum Abzweig Wurzenpass: mit bis über 18 Prozent hoch in die Karawanken und nach der ehemaligen Grenzstation abwärts über Podkoren nach Kranjska Gora. Kurz vorm Passende gibt es rechts einen kleine Parkmöglichkeit. Es lohnt sich, hier mal anhalten und in die Julische Alpen zu schauen: einfach toll. Ganz dörflich wirken die Örtchen Podkoren und Ratece, die auch zur Einkehr einladen. Vielleicht mal eine Krainer Wurst, einen Grillspieß mit Duvec-Reis oder den luftgetrockneten Prsut, den Karstschinken, mit Weißbrot und Oliven. Genuss, der zur Landschaft passt.

Kehre um Kehre aufwärts
Pulsierend gibt sich Kranjska Gora, unter anderem bekannt von den jährlichen Weltcup-Skirennen. Dem Schild Bovec folgend, fahren wir bald in südliche Richtung auf den Vrsic-Pass, mitten durch die Julier, wo die Berge beispielsweise Prisank, Razor und Triglav heißen, der höchste Gipfel in Slowenien. Gibt sich die Straße zuerst noch mäßig steigend, wird es zunehmend steiler. Vorbei an der „Russischen Kapelle“ winden wir uns in 24 – gepflasterten – Kehren aufwärts. Nach nahezu jeder Kehre gibt es neue, phantastische Ausblicke in die Bergwelt, die einst auch Julius Kugy und Chesne de Bois auf der Suche nach der blauen Blume ihres Herzens durchstreiften. Als Ergebnis entstand ein Alpineum auf der Südseite, im jungen Tal der smaragdfarbenen Soca. Unsere Reise endet leider auf der gut 1.600 Meter hohen Passhöhe. Rechts in den Wiesen grasen Schafe, links geht es steil aufwärts zu einer bewirtschafteten Hütte, in der man sich stärken kann. Die Sonne brennt, ein leichter Wind säuselt durchs Haar. Jetzt würde es genau passen, das einst von Slavko Avsenik und seinen Oberkrainern eingespielte Musikstück „Zauber der Julier“. Ja, sie sind zauberhaft, wie auch die übrigen Landschaften entlang dieser Straßen mit Gailtaler und Karnischen Alpen, Karawanken und Julischen Alpen.
Diese um die 100 Kilometer lange Tour legten wir dem Auto zurück. Sie bietet sich wegen der Passstraßen und Kurven auch für Motorradfahrer an sowie für Radler, gegebenenfalls mit Zwischenübernachtung, die einerseits feste in die Pedale treten und andererseits die Abfahrten genießen wollen. Unterkunftsmöglichkeiten gibt es reichlich entlang der gesamten Strecke. Jürgen Weller

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