Dienstag, 28. August 2018

Spätsommer in Sauris im italienischen Friaul: Berge, Schinken und den hellgrün schimmernden See erleben

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Unterwegs westlich des Plöckenpasses/ Deutsche Sprachinsel



Das ist das Ziel: Sauris am See in Friaul, an der Südseite der Karnischen Alpen, westlich des Plöckenpasses.      (Alle Fotos/ Bilder, soweit nicht anders angegeben: presseweller)



Von Jürgen Weller

28. August 2018. In der Friulaner Berglandschaft waren wir schon oft unterwegs. Es ist eine teils verwunschen-schöne Welt, meist abseits der Haupttouristenströme. Aber Sauris im Lumieital oberhalb der Flussschlucht hatten wir noch nicht erkundet. Es liegt im Westen einer gedachten Linie zwischen Paluzza und Tolmezzo. Das sind Orte an der Staatsstraße 52, die nach der B 110 vom Plöckenpass oder, auf Italienisch, Monte Croce Carnico kommt. Unsere Freunde empfahlen uns den Ort und machten uns mit ihrem Hinweis auf den guten Sauriser Schinken neugierig. Dann mal los!



Vom Plöckenpass Richtung Süden abwärts bis nach Sutrio, kurz  hinter Paluzza.

Einen Rückblick auf den kurvenreichen Plöckenpass, der am Scheitel an der Grenze rund 1350 Meter hoch ist, nehmen wir uns noch mit. Im Örtchen Timau sind dann schon kleine Weingärten angelegt. Timau, Tischlwang, ist eine deutsche Sprachinsel, wo ein eigener Dialekt gepflegt wird. Das ist in Sauris, im Dialekt Zahre genannt, ebenso – wie in verschiedenen anderen Orten dieses Landstrichs in der Provinz Udine, Region Friaul an der Südseite der Karnischen Alpen. Von der Staatsstraße zweigen wir hinter Paluzza rechts ab und tauchen über Sutrio in die Bergwelt mit malerischen Dörfern und Orten ein. Tourismus gibt es hier ebenfalls, aber doch etwas abseits überlaufener Ortschaften und regen Durchgangsverkehrs. Und das finden wir einfach nur gut! In Sutrio halten wir auf der Rückfahrt nochmals an: Käse kaufen!

Rad-, Bike-und Skigebiet
Gemütlich kreuzen wir über ordentlich befahrbare Straßen durch die Städtchen und Ortschaften wie Ravalscletto, Comeglians, Ovaro und Villa Santina bis Enemonzo. In der Region, zwischen Sutrio und Ovaro, findet sich übrigens auch der über 1700 Meter hohe Monte Zoncolan, der herausfordernde Strecken für Radler bietet. Wintersportfreunde sind im Skigebiet mit seinen zahlreichen Pisten rund um den Zoncolan richtig. Für Motorbiker bieten sich in dieser Region zwischen Plöckenpass und Udine verschiedene abwechslungsreiche Strecken und Rundfahrten an.



Der gesicherte "schiefe Turm von Prato". Nicht alltäglich.


Zwischendurch sehen wir noch einen „schiefen Kirchturm“, der mit starken Drahtseilen gesichert ist. So etwas wie hier in Prato im Pesarinatal sieht man nicht jeden Tag. Außerdem entdecken wir in Persariis einen alten Eisenschmelzofen als Erinnerungsstück an den früheren Erzbergbau. Hier also auch - wie in unserer Heimat, dem Siegerland, wo schon vor über 2500 Jahren die Kelten wirkten. 



Die Beschreibung weist einen Eisenschmelzofen aus. 

Ein Schild übersehen, und wir müssen wieder zurück und die gesperrte Verbindungsstraße weiträumig umfahren. Solche Spontansperrungen zeigen meist auch die Navis nicht an. Wir fahren teils durch dunkle Tunnel. Auf dieser ansonsten landschaftlich reizvollen Strecke steigen die umliegenden Berge bis auf über 2450 Meter an. Die Wälder und Gartenanlagen zeigen sich spätsommerlich, um bald in die wieder anderen Farben des Herbstes zu versinken. Landschaft und Orte haben Charme, wirken einladend. Wir lernten auf Hin- und Rückfahrt Ravascletto, Enemonzo, Ampezzo und viele weitere kennen. Da wir seit Jahrzehnten Nebenstrecken erkunden, ist es jedes Mal wieder erlebnisreich, die Dörfer und Städtchen abseits der Haupttouristenrouten zu sehen, in denen sich häufig historische Baulichkeiten, gepflegte Gärten, schöne Kirchen und gastfreundliche Bewohner zu einem Wohlfühlambiente ohne Schnelllebigkeit einen. Nur gut!

So grün ist der See
Bald kommt der See in den Blick, der smaragd-grün schimmernde Lago di Sauris, wunderschön in den Bergen gelegen. Wie schnell an der – über 130 Meter hohen! - Staumauer zu sehen, ist es kein „richtiger“ See, sondern eine Talsperre. Sie ist in den 1940er-Jahren entstanden. Wir spazieren ein Stück zur Staumauer, blicken über den See und neben der Mauer in den „Abgrund“. Tief unten verläuft die Schlucht. Über das tiefer gelegene Sauris di Sotto, rund 1200 Meter hoch, kurven wir über die gut ausgebaute passartige Straße hoch nach Sauris di Sopra. Das Bergdorf liegt über 1400 Meter hoch. Sauris, bereits um 1200 urkundlich erwähnt, gilt damit als wohl höchstgelegene Gemeinde der Region Friaul. Jeder der kleinen Orte hat eine eigene Kirche.



Oben Sauris di Sotta, Untersauris, unten Obersauris, Sauris di Sopra. 


Angenehme Wärme und guter Schinken
Die Luft ist noch angenehm warm, aber der Sommerhitze gewichen, die oft drückend in den Tälern liegt. Ältere Häuser mit typischen Holzfassaden stehen neben jüngeren in moderner Bauweise. Die Zeit bleibt nicht stehen, dreht sich Tag für Tag und Jahr um Jahr und lässt uns dennoch Altbewährtes und immer wieder Neues sehen und erleben – von Generation zu Generation. Oben im Dorf gibt‘s guten Ausblick, und ein Ristorante ist gleich in der Nähe. Wir kehren in der Pizzeria Da Fausto ein, wo uns freundliche Gastgeber erwarten. Nun, ein Grund unserer Fahrt war der bekannte Sauriser Schinken. Deshalb bestellen wir eine Schinkenplatte, begleitet von Wein und Mineralwasser. Der leicht speziell geräucherte Rohschinken ist überregional bekannt. Wir verständigen uns auf der Gastgeberseite mit ein bisschen Deutsch, auf unserer Seite mit ein bisschen Italienisch: „Si, Prosciutto“ (Ja, Schinken).
Nach kurzer Zeit rollen die Platten an, ein Augenschmaus aus Schinken, Salami, verschiedenen Käsesorten, dem typischen Weißbrot und Grissini. Nach kurzem Anstoßen greifen wir gern und schnell zu. Feiner Geschmack, ein Genuss für den Gaumen und so reichlich, dass wir es dem Ende zu doch etwas langsamer angehen lassen. Schließlich haben wir Zeit, in Ruhe Gutes zu genießen. Die Rechnung für vier Personen war überschaubar – reichlich Schinken, Käse, Brot, Wein und Wasser für 43 Euro. Wir hätten nicht gedacht, dass es so preiswert gewesen wäre. In den Gasthöfen und Restaurants der Region bieten sich natürlich auch andere Schlemmereien an, von Pastavariationen mit frischen Kräutern bis zu den unterschiedlichsten Fleischspeisen. Bei Da Fausto gibt es, wie in vielen Häusern in Sauris, auch Zimmer und Ferienwohnungen zu mieten. Viele davon sind Teil der Albergo Diffuso, einer Kooporative, zu der auch Hotels gehören.




Lecker und bodenständig die Auswahl an Schinken, Salami und Käse.


Draußen vor der Tür sprachen wir noch mit einem älteren Mann aus Sauris. Er fragte, ob alles gut war, worauf wir nur klar „Ja, Si“, sagen konnten. Er erzählte uns, dass er häufig hierherkomme. Er selbst käme ursprünglich nicht aus Sauris, sondern seine Frau und sie spreche noch „Zahrisch“, diesen Dialekt der deutschen Sprachinsel.
Wer sich vom feinen, geschmackvollen Sauris-Schinken und anderen Köstlichkeiten etwas mitnehmen will, sollte im Geschäft der Prosciuttificio Wolf vorbeischauen.



Zimmer und FeWos, hierbei Di Fausto und anderen gibt's auch: Albergo Diffuso.


Wieder anders zurück
„Arrivederci“ (Auf Wiedersehen) rufen wir freudig, als wir wieder den Berg hinabrollen und bald der so beeindruckende grüne See wieder in den Blick kommt. Erneut geht es durch stockfinstere Tunnel weiter nach Ampezzo. Ein Abzweig von dort führt uns schließlich nach Tolmezzo, wo wir auf die Staatsstraße Richtung Paluzza, Monte Croce Carnico (Plöckenpass) abzweigen. In Sutrio halten wir nochmals an, um in der dortigen Caseificia Sociale nach Käse zu schauen. Es gibt ein vielfältiges Angebot zu günstigen Preisen, vom frischen bis zum länger gereiften Käse – hergestellt aus der würzigen Milch, die umliegende Almwirtschaften und Bergbauernhöfe liefern. Dem betriebsamen Käuferandrang nach haben viele, wie wir seit Jahren, gute Erfahrungen damit gemacht; kurz: Der Käse schmeckt einfach gut!
Weiter auf den Plöcken. Als wir auf der Passhöhe auf einen Espresso einkehren, legt sich nach und nach schon die Dämmerung über die spätsommerliche Berglandschaft, die sich nun wieder in einem anderen, weicheren Licht als in der Vormittagssonne zeigt.


Genießen Sie unterwegs die wunderschönen Bergblicke. 


Alle waren sich einig, dass es nur schön und gut war, Sauris, die Sprachinsel und den Ort mit dem klasse Schinken, zu besuchen. Wie immer ist es, wie dieses Mal wieder, einfach nur wundervoll, die verschiedenen Landschaftsformen und Ortsgestaltungen in unserer Welt zu sehen und auf Menschen in deren Alltag und mit ihren je nach Region eigenen Gewohnheiten zu treffen und sich im Gespräch und Miteinander auszutauschen und zu verstehen. Oft die Basis für langjährige Freundschaften.

Tipps: Ob Hin- oder Rückstrecke: Von Paluzza bis Sauris sind es rund 55 Kilometer. Wer von Kötschach-Mauthen (Kärnten) über den Plöckenpass fährt, muss rund 85 Kilometer unter die Räder nehmen. Es ist möglich, dass es bei der Wiedereinreise nach Österreich Grenzkontrollen gibt.
Zu unserer Fahrtzeit waren weder die Staatsstraße noch die Nebenstrecken stark frequentiert. Es ist sinnvoll, auf Sperrschilder wegen Straßenarbeiten und anderem zu achten. Wir mussten einmal über 15 Kilometer zurückfahren und eine andere Abzweigung wählen. In vielen Orten gibt es sehenswerte Kirchen sowie andere historische Baulichkeiten. Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten findet man nahezu überall.
Informationen im Internet unter http://www.turismofvg.it/Ort/Sauris und allgemein bei Tourismus Friaul-Julisch-Venetien www.turismofvg.it/Wer-sind-wir;
Zu Kötschach-Mauthen (Nordseite des Plöckenpasses): https://www.koemau.com

Hinweise: Zur Befahrbarkeit von Straßen, Sperrungen aktuell informieren. Wir können keinerlei Gewähr dafür übernehmen, ebenso nicht zu Kilometerangaben, Witterungsverhältnissen, Bestand oder Öffnungszeiten von Gasthöfen und anderen Restaurations- und Nächtigungsbetrieben. Zur Verifizierung von Höhenangaben, Jahreszahlen usw. nutzen wir zum Teil wikipedia.org. Die Fotos stammen aus dem September 2017. Örtlichkeiten/ Ansichten können sich verändert haben. Irrtum bleibt in allen Fällen vorbehalten.

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