Donnerstag, 23. Februar 2012

Julische Alpen im Blick: Kranjska Gora


Bummeln,einkehren,den Bergblick genießen. Foto: presseweller



Beeindruckende Landschaft in Sloweniens Nordwesten / Schauen und entschleunigen


23. Februar 2012. Siegen (dialog/jw). Das eine und andere alte Bauernhaus steht noch in Kranjska Gora, zwischen Julischen Alpen im Süden und Karawanken im Norden, der Landschaft, die man Oberkrain nennt. Über 800 Meter hoch gelegen, ist der Ort quasi das Tor zu den Julischen Alpen. Über die Jahre hat sich manches verändert, wie wir im Vorjahr bei einem Besuch wieder feststellen konnten. Fein herausgeputzt hat sich der Ort, der in Winter und Sommer seine Gäste hat, aber er ist deutlich erkennbar geblieben. Und das ist gut so. Das mag man. Wir jedenfalls.


Kranjska Gora im nordwestlichen Slowenien ist seit jeher ein beliebter Urlaubsort. Ob Slavija, Larix, Lek oder andere: In so vielen Hotels haben wir schon für immer nur wenige Tage gewohnt, weil es von hier über den Vrsic-Pass ins Soca-Tal und der Adria zugeht, und Ljubljana, die slowenische Hauptstadt mit rund 75 Kilometern und ihr reizvolles Hinterland nah sind. Ob man nördlich über den steilen Wurzenpass anreist und im unteren Bereich dann auf einmal die Kulisse der beeindruckenden Julischen Alpen mit den bis auf über 2.800 Meter hohen Gipfeln mit ihren schroffen Felsmassiven vor sich hat, oder von Westen her vom italienischen Tarvisio bei Ratece den Einlass nimmt, bei dem kurze Zeit später rechts das Planica-Tal mit den weltberühmten Skiflugschanzen abzweigt und irgendwo südwestlich der knapp 2.590 Meter Monte Kanin übers Land schaut: Immer ist man vom überwältigenden Berg-Zauber eingefangen. So wechseln wir bei den Ein- und Ausfahrtsrouten ab und zu und nutzen zumindest bei diesen Reisen nur selten den Karawanken-Tunnel und die Autobahn. Hier, in diesem Landstrich der oberen Save, die als Oberkrain bekannt ist, wollen wir nicht beschleunigen, sondern entschleunigen: schauen, Landschaft genießen.
Der wohl bekannteste Oberkrainer, Slavko Avsenik, hat das alles in seinem Stück „Zauber der Julier“ nachhaltig musikalisch dokumentiert. „Sein“ Ort liegt unweit vom Bleder See am Fuße der Karawanken und heißt Begunje, wo es auch ein kleines, feines Museum rund um das so bestimmende Akkordeon und eben Slavko sowie eine Veranstaltungsstätte mit Gastronomie gibt. Hier können Urlauber, Gäste und Freunde der volkstümlichen Musik einen fröhlich-musikalischen Abend verbringen und dazu auch bodenständig zu zivilen Preisen essen. So war’s bei unserer Tour, die Karli Wassertheurer von seinem Panoramahotel Hauserhof in Kreuth ob Hermagor im fast benachbarten Gailtal in Kärnten für Gäste organisiert hatte.

Genuss bis zum Nachtisch
In Kranjska Gora vermissen wir schon das Restaurant des alten „Slavija“, wo es urgemütlich war und die Bildergeschichte rund um die Bienenstöcke und den Imker im Speiseraum hing, die der Ober gern auf gebrochenem Deutsch erläutert hat. Im Prinzip hätte die Vorspeisenplatte mit Prsut, dem trockenen Karstschinken, Krainer Wurst und würzigem Käse, schwarzen Oliven, Paprika, Pepperonis und frischem Weißbrot schon gereicht, um rein appetitlich voll zufrieden zu sein. Und doch, wie angenehm nach kurzer Unterbrechung, die regionstypische Sauerkrautsuppe. Pause muss sein. Ein bisschen unterhalten, bevor es an die Grillplatte mit Djuvec-Reis – dieser besondere Gemüsereis - Fleischspießchen, Hackröllchen und kurz gebratenem Schinkenspeck sowie dem gemischten Salat geht, zu dem meist auch braune Bohnen und Zwiebelringe gehören. Sicher, so ähnlich war das Hauptgericht mit Raznici, Cevapcici und Reis auch schon von zu Hause aus durch die Balkan-Restaurants bekannt. Aber hier war es eben authentischer, würziger, direkter. Keine Frage, die Küche mit mediterranen, alpenländisch-regionalen Einflüssen sowie der Würze des Balkans hat weit mehr zu bieten, das dem Gaumen schmeichelt. Dazu trinkt man Voda, also Wasser, oder einen der Weine, die staubtrocken und herrlich fruchtig sein können. Ganz nach Geschmack. Ein Gedicht, der Nachtisch: Pohorje-Omelette, meist spricht man es „Bochera-Omlett". Irgendwann schon einmal oben im Pohorje-Gebirge, westlich von Maribor und nah bei den „Windischen Büheln“, wo man auch einen köstlichen Wein macht, in einem Gasthof gegessen und nie wieder vergessen. Der Grund liegt darin, dass es kein Omelette im herkömmlichen Sinn ist, sondern eine Art warmer dicker Kuchen, vollgepropft mit Kirschen und Sahne. Eine Portion reicht locker für zwei. Es ist einfach ein süß-angenehmer Gaumenkitzel. Wunderbar! Wer dort unterwegs ist und so etwas Köstliches mag, sollte daher stets nach dem Pohorje-Omelette - dem „Bochera-Omlett“ – fragen. Ist es gut gemacht, wird man es nicht bereuen, sondern wird auf jeder Reise nach Slowenien gerade danach wieder Verlangen verspüren.

Ein bisschen bummeln
Ob in Gasthöfen, Hotel-Restaurants oder der Pizzeria: An Einkehrmöglichkeiten mangelt es nicht In der verkehrsberuhigten Zone an der Kirche vorbei, die schon vor Jahren renoviert wurde, kann man ein bisschen bummeln und hier und da nach Mode, Schmuck und Kunsthandwerklichem schauen. Am Markt kaufen wir Honig und Propolis, dieses besondere Bienen-Elixier. Parkflächen stehen vor dem großen Einkaufsmarkt, der nach der Modernisierung vor vielen Jahren ähnlich wie in der Heimat ist, dafür aber teils nicht mehr so ein paar besondere Dinge hat, beispielsweise aus dem Haushaltsbereich, wie vor der Umgestaltung. Schade. Neben anderem gibt es auch die Markenprodukte, die wir von zu Hause kennen. Die Preise muss man vergleichen. Seit der EU- und besonders seit der Eurozeit sind die Preise ähnlich oder je nach Produkt niedriger oder höher als in Deutschland und meist höher als noch zu Zeiten des Tolars, der ehemaligen slowenischen Währung. Okay, mit den noch früheren Dinar-Preisen wollen wir erst gar nicht vergleichen.

Draußen geht der Blick über den Platz, wo im Sommer Pferdedroschken auf Gäste warten, die sich dieses Kranjska Gora mal ganz gemütlich in noch alten und neuen Facetten anschauen wollen. Der Wegweiser nach Bovec über den Vrsic-Pass lockt. Das werden wir aber erst im Sommer machen. Als wir es vor Jahren kurz vor Ostern angehen wollten, riet uns schon im unteren noch flacheren Bereich ein Bauer: „Bringt nichts, noch ganz viel Schnee oben“. So heben wir uns auch das Vrata-Tal mit dem Direkt-Blick zum Triglav, dem höchsten slowenischen Berg, auf, und fahren, an Bled vorbei zur Hauptstadt, Ljubljana, dieser pulsierenden Metropole, die doch irgendwo an der Ljubjanica, mit der Burg, der Altstadt und dem Dom ein gutes Stück Gemütlichkeit ausstrahlt. "Auf jeden Fall wiederkommen", steht auf unserem Reiseplan. (presseweller/jw).