Samstag, 16. März 2013

Ginsburg, Wandersteig und Kultur Pur: Siegerland





Der Turm der Ginsburg. Nur ein paar Treppen hoch, und dann gibt es eine wunderbare Aussicht über die Wälder und Täler des Siegerlandes. (Foto: presseweller)


Rund um Hilchenbach und im Rothaargebirge unterwegs


Von Jürgen Weller

Ausflug ins Rothaargebirge im Siegerland zum Burgturm. Von Hilchenbach über die kurvenreiche Straße nach Lützel, im Ort nochmals hoch und dann talwärts zur Ginsberger Heide. Keine Burg zu sehen. „Jetzt müssen wir einen leichten Spaziergang machen“, sagen unsere Bekannten.  In Ordnung. Das Wetter passt irgrndwie. Nach gut 20 Minuten mit leichtem Anstieg kommen dann nach einer Wegbiegung die Reste der Burganlage und der Turm der Ginsburg  in Sicht. Geschafft. Die Ginsburg ist ein „altes Schätzchen“ mit reicher Geschichte und soll aufs 12. Jahrhundert zurückgehen. Geschichtsinteressierte stoßen dabei auch auf  „Wilhelm von Oranien“.

Die weiten Nadelwälder legen der Landschaft im nordöstlichen Siegerland, gleich an der Grenze zu Wittgenstein, ein dunkelgrünes Kleid an, wenn auch in diesem südwestfälischen Landstrich ebenfalls viele Misch- und Laubwälder in Frühjahr und Herbst das Auge erfreuen. Mit Rothaarsteig und anderen Wegen ist reichlich Platz zum Wandern, zum tiefen Durchatmen und bald auch wieder für ein kulturelles Ereignis mit Musik, Theater und mehr: KulturPur. Am Burgfuß hat das Café geöffnet. Urig eingerichtet; eine kleine Stärkung. Über die Wiese zum Burgturm auf der über 580 Meter hohen Anhöhe. Tief unten verläuft die Straße von Hilchenbach „auf die Lützel“, und eine Bahnstrecke gibt es ebenfalls, die, von Siegen aus, vom „Rothaarexpress“ bedient wird. Der Turm könnte viel erzählen, war es doch hier, wo sich der im nahen Dillenburg geborene Wilhelm von Oranien, genannt „Der Schweiger“, in den 70er-Jahren des 16. Jahrhunderts mit Truppen versammelte, um zur Befreiung der Niederlande ins Feld zu ziehen. Im Gebäude geht es über mehrere Treppen zur Turmhöhe in rund 16 Metern. Die Aussicht über die Wälder, Täler und Höhen fasziniert. Wir haben Glück mit der Fernsicht, die weit ins Land trägt – bis in Wittgensteinische und Sauerland. Will man diese Weite nun wandernd erleben, nimmt man den Rothaarsteig unter die Füße, der auf der einen Seite weit ins Sauerland, auf der anderen bis ins Hessische, in den Westerwald, führt: einfach dem Wanderzeichen folgen, ein auf dem Rücken liegendes schwungvolles „R“ auf Rot. Radler können in diesem hügeligen Gelände ebenfalls wortwörtlich feste in die Pedale treten.
„So weile doch hier, wenn Du noch mehr erleben willst“, möchte man sagen. Jahr für Jahr findet auf der Ginsberger Heide, „Auf dem Giller“, das Gillerbergfest statt, bei dem sich die Jugend von überall her zu sportlichen Wettbewerben trifft. Schon Ende der 50er-Jahre waren Teilnehmer der Meinung, dass es „immer etwas Besonders sei, beim Gillerfest dabei zu sein“. Seit nun schon ebenfalls vielen Jahren um die Pfingstzeit hat ein weiteres und ebenfalls weit über die Grenzen des Siegerlandes hinaus bekanntes Ereignis auf den Wiesen und Plätzen zwischen den Hügeln Saison, das Kulturfestival „KulturPur“. In „Theaterzelten“ und im Freien kommt die Waldluft mit Konzerten, Theater, Kabarett und vielen anderen Vorführungen für Jung und Alt ins Vibrieren. In 2013 wird vom 16. bis zum 20. Mai das Festival der Ginsberger Heide erneut einen bunten Anstrich geben, zum Miteinander, Zuhören und Zuschauen einladen. Der derzeitigen Programmveröffentlichung nach werden zum Beispiel Rodger Hodson, Brings und Santiano, Sophie Hunger sowie Karl Dall dabei sein, und auch die Philharmonie Südwestfalen wird wieder Klangvolles abliefern. Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen.

Eisenstrasse und Grund

Von Lützel aus folgen wir durch Nadelwald der schmalen alten Eisenstraße, die sich wie eine Schnur mit ihrem Asphaltband bis zum Lahnhof zieht. Der Orkan Kyrill hat seine Spuren hinterlassen. Einst wurde hier über Hohlwege das Eisen transportiert, Handel und Wandel. Schließlich ist das Siegerland als Eisenerzland bekannt – vielfach beschrieben und bedichtet wie in den Heimatbüchlein von Georg Hainer. Wir schauen vorbei beim Forsthaus Hohenroth, wo es unter anderem verschiedene Bodenlehrpfade gibt, halten an der Siegquelle an, wo der Fluss, der dem Land den Namen gibt,  ganz klein als Rinnsal seinen Anfang nimmt und wo hinter der Kuppe mit tollem Ausblick das Dörfchen Großenbach liegt, und kommen schließlich am Lahnhof an. Von dort  gibt es auch einen Abzweig ins verwunschene Ilsetal mit der Ilsequelle. 
Das Rothaargebirge ist eine Wasserscheide. Als bekannteste Flüsse entspringen  auf der Höhe Eder, Lahn und Sieg. Eder und Lahn fließen ins Wittgensteiner Land ab, die Sieg ins Siegerland. Hier und da ist der Wald lichter, wird der Blick frei. Es ist schön, ins Land zu schauen, und der Liedtext „Oh Täler weit, oh Höhen“ ist auf einmal eingängig, wird versinnbildlicht.
Auf der Rückfahrt gönnen wir uns noch das Örtchen Grund, das ganz idyllisch zwischen den Höhen liegt. Aber das ist nicht alles. Grund hat eine Besonderheit. Hier wurde im Jahre 1740 der Wissenschaftler, Autor und vor allem Augenarzt Johann Heinrich Jung-Stilling geboren, bekannt unter anderem für seine Star-Operationen. 
Mit der Rückfahrt durchs Netpher Land schließt sich der Ausflugs-Kreis. So verspricht alleine dieser kleine Siegerländer Bereich rund um die alte Eisenstrasse, von Hilchenbach mit seinen Fachwerkhäusern über Lützel und den Giller bis zum Lahnhof und nach Grund, Landschaftserlebnis, vereinen sich Geschichte von vor Jahrhunderten und Kultur der Moderne.  (3/2013 presseweller)

Infos: Es gibt zahlreiche Restaurants und Cafés sowie verschiedene Unterkunftsmöglichkeiten in und rund um Hilchenbach, in Lützel, gleich hinter der Siegqelle in Großenbach sowie am Lahnhof.
Zur Region: TV Siegerland-Wittgenstein: www.siegerland-wittgenstein-tourismus.de
Zur Kultur und zum Festival KulturPur: www.siwikultur.de

Anforderung von Fotos und mehr Informationen: http://www.presseweller.de