Samstag, 21. August 2010

Toller Ausblick und Hausgemachtes



Ein Augenschmaus, der Ausblick vom Michal-Hof in Oberforst im Gailtal. Die Dämmerung hat schon begonnen. Foto: Dialog/Jürgen Weller

Beim Bergbauern im Gailtal

August 2010. Es hat in vielerlei Hinsicht mit Genuss zu tun, wenn man einen Bergbauernhof besucht. Anlässlich einer Testreise besuchten wir mal wieder den Michal-Hof in Oberforst im Gailtal in Kärntens Naturarena. Er liegt auf über 900 Metern und wird vom mächtigen Reißkofel überragt, dem höchsten Berg der Gailtaler Alpen.
Überall im Tal werden auf den Höfen noch nach alter Tradition der Gailtaler Speck und Hauswurst, eine Art Mettwurst, aber feste gewürzt und luftgetrocknet, sowie teils eine Art Salami sowie Ossokollo hergestellt. Auf den Almen entsteht der würzige Gailtaler Almkäse sowie Topfen (Quark) und Schotten, das ist geräucherter Topfen mit einem ganz eigenen Geschmack. In den Bergbauernhöfen, die auf kleinen Anhöhen oder Arrondierungen in den grünen Steilwiesen liegen, scheint vieles noch ein Stück uriger als im Tal. Deshalb fahren wir über den geteeerten, aber engen Bergweg über drei Kilometer von Reisach bergauf zum Michal-Hof. Der Genuss kommt schon unterwegs, weil sich hinter jeder Kurve und Kehre eine neue Aussicht aufs Tal auftut. Von oben blicken wir dann zu den Almen und die Gipfelbereiche der gegenüberliegenden Karnischen Alpen sowie weit ins Tal bis über Kötschach-Mauthen hinaus. Diesen Augenschmaus hat man bei Hans und Hermine am obersten Hof quasi aus dem Küchenfenster. Geht man auf den kleinen talseitigen Balkon, kann man im Westen bis weit ins Lesachtal sowie zu den Lienzer Dolomiten schauen. Die Taldörfer sieht man quasi in Flugzeugperspektive. Der Ausblick ist einfach nur beeindruckend.
Auf den Hofwiesen stehen Äpfel-, Birnen- und Pflaumenbäume. Das Obst wird zu Marmeladen verarbeitet und zu Schnaps. Die Bauern haben die Lizenz zum Brennen - allerdings im vorgegebenen Rahmen. Der Obstler, zur Abrundung einer guten Jause, einer Brotzeit, schmeckt kräftig.
Hausgemacht, das steht bei der Brotzeit an. Zum Bauernbrot, das im Hausofen gebacken wird, reicht uns die Bäuerin Schinken, Hauswurst und Almkäse. Und gern probieren wir auch mal wieder den süß-zimtigen Hefe-Reindling, eine Kärntner Spezialität, mit einer Scheibe Gailtaler Speck. Man mag es kaum glauben: Aber diese Kombination passt bestens und zergeht auf der Zunge. Bei den Bauern wird ohnehin nicht laufend geschlachtet und Speck produziert. Der - sinnvollen - Tradition nach schlachtet man, wenn es kalt wird. Und daher geht auch jetzt der Schinken langsam zu Ende.
Mit zunehmendem Alter wurde die nicht leichte Bergler-Landwirtschaft etwas zurückgefahren. Aber es stehen noch zwei Schweine im Stall und vier Kühe, zwei weitere sind auf der Jochalm, wo sie in "Sommerfrische" sind und die würzigen Almgräser und -kräuter genießen dürfen. Wie gut das tut, schmeckt man an der Milch und beim Käse. Und so gibt's auch für die Michals zur Almsaison wieder einige Laiber. Hans hat sich schon vor Jahren auf "seine Kühe" spezialisiert. Qualität sollte es sein. Deshalb hat er zig Auszeichnungen erhalten. Die Ehrenbänder sind an der Hausfassade auf einer Tafel verewigt.
Es hat mal wieder Freude gemacht, hoch oben in Oberforst gewesen zu sein. Den wundervollen Ausblick und das Hausgemachte - fern der auf Schnelligkeit, Produktuvität und Profit ausgerichteten Lebensmittelherstellung - zu genießen: ganz gemütlich in der großen Küche am großen Tisch im Bergbauernhaus. "Schaut's mal wieder vorbei, wenn ihr hier seid", sagt Hermine zum Abschied, und wir sagen "danke". Gern werden wir wieder einmal vorbeischauen.