Dienstag, 28. Juli 2009

Von Rubens zum Jakobsweg



Erlebnisreiche Touren im Siegerland
Von Jürgen Weller

Ein Merianstich aus Anfang des 17. Jahrhunderts zeigt die Stadt an der Sieg, Siegen im südlichen Westfalen, in ihren alten Mauern. Die Rubens- und Krönchenstadt ist Ausgangspunkt für geschichtliche Erkundungen. Sie ist das Zentrum des Siegerlandes, der alten Eisenerzregion, die man sich wandernd, radelnd oder auch mit dem Auto erschließt.

Funde zeugen davon, dass die Kelten bereits vor über 2.500 Jahren im Land an der Sieg Erz geschmolzen und Eisen erzeugt haben. In den Renn- oder Windöfen an den Hängen hatte man alles Notwendige, das Holz für die Glut und das schimmernde Erz aus der Erde. Das überlebte Generationen, bis Anfang der 1960er-Jahre die letzte Grube schloss. Heute kann man sich in Heimatmuseen wie in Siegen mit dem Schaustollen und in Wilnsdorf mit zahlreichen Exponaten sowie in den Bergbaumuseen wie in Salchendorf, in Niederdielfen und Sassenroth einen nachhaltigen Eindruck vom Grubenleben einst verschaffen. Immer spannend, auch für den Nachwuchs.
In der Stadt, in der der flämische Barockmaler Peter Paul Rubens im Jahr 1577 das Licht der Welt erblickte, wandeln Besucher im über 100-jährigen Siegerlandmuseum auf seinen Spuren. In der Rubens-Galerie sind verschiedene der großen Original-Gemälde des weltbekannten Künstlers zu sehen. Im Schlossgarten erinnert ein Brunnen an Rubens.
Kunstmäßig moderner geht’s im Museum für Gegenwartskunst am Unteren Schloss zu, wo Zeitgenössisches gezeigt wird, von Bildern unterschiedlichster Genres bis zu Video-Installationen. Es gibt immer wieder neue Ausstellungen.
Mittendrin liegt die Nikolaikirche, die wohl bereits vor dem 13. Jahrhundert entstanden ist und deren Turm das güldene Krönchen trägt, das im Jahre 1658 Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen den Bürgern zum Geschenk machte und eine durch und durch feine Handwerksarbeit ist. Das über 2,30 Meter breite Krönchen, das auf einer Kugel steht und auch noch einen großen Windpfeil trägt und vergoldet ist, wurde einst durch eine Replik ersetzt, zeigt aber immer die hohe Fertigkeit des nach wie vor aktuellen Kunstschmiedehandwerks. Ohnehin atmen die Gassen der Altstadt ihren Namen nach altes Handwerk, von den Löhern über die Bader bis zu den Metzgern.
Durch die Stadt an der Sieg, die wie Rom sieben Hügel hat, läuft auch der Jakobsweg. Ein Ausgangspunkt ist zum Beispiel am Fuße des Rothaargebirges das Dorf Hainchen im Netpher Land. Über Irmgarteichen und die oberhalb von Siegen gelegene Eremitage, die an einen frommen Einsiedler erinnert, folgt man dem Muschelzeichen. Bald gelangen nun die Wanderer zum Oberen Schloss in Siegen. Wenn sie denn auf Pilgerpfaden sind, sollten sie, nur ein paar Meter unterhalb des Schlosses, auch der Nikolaikirche mit dem Krönchen einen Besuch abstatten.
Wem der Fußweg noch nicht weit genug war, spaziert nun nach Freudenberg, ins bekannte Fachwerkstädtchen. Dort erwartet die Geher ein Ensemble aus restaurierten Fachwerkhäusern, deren Ursprung teils bis ins 16. Jahrhundert zurückgeht. Wenn es auch von Ort zu Ort geht: An Wäldern mangelt es nicht. Im Siegerland findet man zahlreiche Mischwälder, die es zum Teil der besonderen Niederwaldbewirtschaftung, Hauberg genannt, zu verdanken hat. Siegerland-Wittgenstein ist die waldreichste Region Deutschlands! Auf dem Jakobsweg verlässt man bald das Siegerland und wandert weiter über das beschaulich gelegene Schloss Crottorf.

Wandern und Radeln
Das ganze Siegerland ist von Wanderwegen durchzogen. Über 100 Kilometer ist der Siegerland-Höhenweg, der immer wieder neue Aussichten erschließt, in Täler, auf Dörfer und über Wälder schauen lässt, ebenso wie der Rothaarsteig, der ein gutes Stück durchs Land führt und weiter in den angrenzenden Regionen Hessens und des Sauerlandes begangen werden kann. Im Siegerland kann von vielen Orten aus wie von Hilchenbach, aus dem Netpherland oder bei Burbach, zum Teil über Nebenstrecken, in den Steig eingestiegen werden.
Oben im Rothaargebirge sprudelt auf 603 Metern Höhe die Quelle der Sieg. Auf dieser Wasserscheide entspringen auch die Lahn und die Eder. Die Rothaarstraße windet sich von Walpersdorf passartig auf den Kamm. Kurz hinter dem Ort eine Besonderheit: Hier raucht oft im Jahr noch ein Kohlenmeiler: Es entsteht natürliche Holzkohle. Übrigens einer der wenigen Plätze in Europa, auf denen noch relativ regelmäßig die Köhlerei betrieben wird. Oben auf dem Plateau ist die Eisenstraße zu erkunden, über die einst Erze und Eisen aus dem Siegerland nach Hessen und in den Kurkölnischen Raum befördert wurden. Der Orkan Kyrill hat große Schneisen in die Waldlandschaft geschlagen. Außer Wanderern und Ausflüglern nutzen auch Radler dieses Terrain. Ein bisschen trainiert muss man schon sein, um dieses Auf und Ab aus Steigungen und Abfahrten mit Lust statt mit Frust zu absolvieren. Wer eine „Siegtour“ macht und an der Quelle beginnt, radelt größtenteils abwärts oder eben, aber nicht immer, weil die Sieg zum Teil umfahren werden muss. Dem Fluss folgen kann man bis fast nach Siegburg, rund 120 Kilometer. Radler sollten wissen, dass das Radwegenetz nicht optimal ausgebaut ist. Man muss also teilweise auf der Straße fahren, was längst nicht immer angenehm ist. Einfacher geht’s einmal im Jahr im Sommer bei „Siegtal Pur“, wenn viele Straßen für den Kraftfahrzeug-Verkehr gesperrt sind. Eine Zwischenübernachtung, zum Beispiel in Wissen an der Sieg oder Hamm ist zu empfehlen, wenn man sich auch was anschauen will.
Typischen Dorfcharakter finden Radler, Wanderer und Ausflügler in manchen kleineren Orten wie beispielsweise Mausbach, Öchelhausen, Ruckersfeld und Grund, wo das Geburtshaus des Gelehrten Jung-Stilling steht, der einst die Werkzeuge für Augen-Staroperationen entwickelte. Die in Bergeinschnitten gelegenen Dörfer sind richtig idyllisch.
Einkehrmöglichkeiten gibt’s nahezu überall. Zur Kaffeezeit werden gern Waffeln serviert. Das „Siegerländer Krüstchen“, Schnitzel auf Brot, mit Spiegelei belegt und mit Salaten umlegt, gibt es fast überall. Die alten typischen Siegerländer Gerichte wie Kartoffelklöße mit Speck und Zwiebeln oder „Schlabbermoos“, das ist Weißkohl mit Speck und Zwiebeln, oder „Gequallte Gestalten“, in Scheiben geschnittene Pellkartoffeln in einer braunen Zwiebel- und Specksoße, wozu Bratheringe gegessen werden, werden allerdings sehr selten angeboten. Es dominiert die internationale Küche, wobei zum Teil auf Regionalität Wert gelegt wird. In den meisten Bäckereien kann man aber den „Riewekooche“ erhalten, eine Brotspezialität aus rohen geriebenen Kartoffeln. Diese Reibekuchenscheiben, gern mit Butter bestrichen, sind deliziös. Und wenn man irgendwo auf der Welt jemanden hört, der „Riewekooche“ sagt, weiß man, dass da ein Siegerländer ist.
Der westfälische Schriftsteller Georg Hainer hat in seinen grünen Heimatbändchen so einiges aus dem Alltag in Reim und Prosa festgehalten. Eines seiner Büchlein heißt denn auch „Wo Riewekooche auf den Bäumen wachsen“.
Wer mit der Bahn anreist, hat in der Region mehrere Bahnhöfe wie in Siegen, Eiserfeld und Weidenau und kann dort mit dem öffentlichen Nahverkehr weiter reisen. Autofahrer kommen über die A 45 und fahren je nach gewünschtem Ziel in Burbach, Wilnsdorf oder Siegen ab.
Das Quartierangebot reicht von der Ferienwohnung bis zum Hotel. Der Touristikverband Siegen-Wittgenstein bietet mit den beteiligten Häusern auch die verschiedensten Pauschalen an.
Nähere Infos beim Touristikverband oder über mail@presseweller.de

Mittwoch, 22. Juli 2009

Riesen-Programm: Abenteuer Alpen



Hermagor/Siegen (dia). Wenn es um "Abenteuer Alpen" geht, dann muss man gleich auch "Kärntens Naturarena" sagen. Die Region rund um Hermagor-Nassfeld, Gail-, Gitsch-, Leschtal und Weissensee legt seit Jahren unter dem Abenteuer-Titel eines der umfangreichsten Programme auf. Der Reigen geht von Bikeerlebnissen über Edelsteinschürfen bis zum Piratenrafting und Schluchting. Rasante Touren gibt's im Felsenlabyrinth und mit dem Flying Fox sowie auf der Riesenschaukel, dem Mega-Dive im Defereggental. Die Beschleunigung macht einem Formel1-Flitzer alle Ehre. Für uns war es allein schon imposant, sich die "rasende Schaukel" unter einer der höchsten Brücken des Lesachstals anzuschauen. Alt und Jung, Klein und Groß können sich ihr Wunschprogramm zusammenstellen und in diesem Jahr, 2009, unter über 60 Programmen wählen. Tolle Geschichte. www.naturarena.com

FOTOS: (oben)Bei über 800 Kilometer Strecken bieten sich Mountainbikern alle Möglichkeiten, von der Steigungsstrecke bis zum Downhill. Foto: Kärntens Naturarena

(darunter) Das macht richtig Laune, das Piratenrafting. Foto: Kärntens Naturarena

FÜR DRUCK: Sofern Sie druckbare Versionen der o.a. Fotos oder anderer zur kostenlosen Presse-Veröffentlichung haben möchten: Mail an mail@presseweller.de genügt.

Samstag, 11. Juli 2009

Schöner und staufreier: Über die Berge

Die Passhöhe der Felbertauernstraße erreicht.
Im Rund die Hohen Tauern. Zum Teil noch
Schneefelder und manchmal Gämse.


Keine Frage, die Straßentunnels und Autobahnen mitten durch die Berge haben den Gesamtverkehr vereinfacht und beschleunigt. Wer lieber schon auf der Fahrt entschleunigen und die Berglandschaften genießen will, ist besser dran, wenn er die heute meist gut ausgebauten Passstraßen nutzt. In der Hauptreisezeit kann man sich oft auch lange Staus ersparen.


"Blockabfertigung vor dem Tauerntunnel, zirka zwei Stunden Wartezeit" oder "Gotthardtunnel, zirka 15 Kilometer Stau" - solche Nachrichten kommen während der Sommerferien immer wieder. Das ist kein Wunder, wenn möglichst viele in die Berge oder weiter in den Süden wollen. Tunnel und Mautstationen sind Nadelöhre, selbst, wenn man sich, was empfehlenswert ist, zu Hause bereits das Ticket besorgt hat. Aber wer aus der mittleren Schweiz weiter ins Tessin will, kann einfach den Gotthardpass mit zwar vielen Kurven und Kehren, aber mit einem beeindruckenden Landschaftserlebnis nutzen. wirhaben das als richtig toll empfunden.

Bei unseren Sommer-Pass-Testfahrten nutzen wir auf dem Weg durch die Alpen meist die Strecke Paß Thurn, Mittersill, Felbertauernstaße - mit geringer Tunnelmaut -. Auf der Südabfahrt ist Osttirol erreicht, über Lienz bald Kärnten. Bei Oberdrauburg geht es auf den kehrenreichen Gailbergsattel ins Gailtal und Kärntens Naturarena; für das südwestliche Kärnten die kürzeste Strecke. Vom Talort Kötschach-Mauthen kann man nun ins Lesachtal oder auf kurzem Weg über den Plöckenpass nach Italien fahren. Bei Tolmezzo erreicht man die Autobahn und düst nun ganz nach Wunsch Richtung Süden. Mal auf der Karte anschauen: Es ist erstaunlich, dass die Strecke Paß Thurn, Felbertauern und Plöckenpass rein kartenmäßig fast schon gerade aus dem Norden gen Süden führt.

Den ganzen Sommer über gibt es auf der Tauernautobahn häufig Staus. Sofern man dort noch nicht im Stau steht, fährt man vor dem mautpflichtigen Durchstich-Tunnel Richtung Katschberg ab und überquert den Katschberg-Pass bis Rennweg. Hier entscheiden wir, ob wir wieder auf die Bahn gehen. Der Zeitverlust gegenüber der Autobahn ist relativ gering. Sofern die ganze Strecke der Tauernautobahn überlastet ist, fahren wir bei Radstadt ab und über den Radstädter Tauernpass und anschließend weiter über den Katschberg. Das kostet mehr Zeit als die Autobahntour, sofern man nicht stundenlang im Stau steht, ist aber landschaftlich und fahrerisch reizvoll und kostet keine Maut.

Will man weiter nach Süden, geht man entweder westlich auf die Autobahn durch Italien oder fährt östlich durch den Karawankentunnel und weiter durch Slowenien an die Adria. Ungemein schöner ist es auch hier, statt durch den Tunnel über den steilen Wurzenpass zu fahren. Ohne große Passstrecke kommt man aber auch über das italienische Tarvisio nach Slowenien ins zauberhafte obere Savetal. Über Kranjska Gora gelangt man bei Jesenice, wenn gewüsncht, wieder auf die Autobahn Richtung Adria.

Wer nun lieber fahrerisch eventuell etwas mehr Zeit einbringt, als nervig im Stau zu stehen, ist mit diesen Strecken gut bedient. Es sind auch nur wenige Beispiele von ganz vielen zu landschaftlich genussvollen Bergfahrten, bei denen man bei aller notwendigen Vorsicht auf Bergstraßen bereits bei der Anfahrt entschleunigt und Urlaub bereits auf der Hinreise genießt.