Donnerstag, 13. Juli 2017

Schönes Friaul: Vom Bergsee ins Weingebiet

In Cividale war schon Julius Caesar/ Übers Collio nach Görz




Malerisch, die Fusine-Seen. Wanderung beendet. (Alle Fotos: presseweller)


Juli 2017 (DiaPrw). Auf einer Fensterbank im Obergeschoss des Hauses neben dem grünen See stehen am frühen Nachmittag Wander- und Turnschuhe auf der Fensterbank. Da sind wohl eben ein paar Leute von einer Tour durch die Julischen Alpen oder rund um die Fusine-Seen zurückgekommen. Wanderer gehen hier viele Wege. Am oberen See steuert eine Gruppe den Gasthof an. Alle scheinen gut drauf zu sein und suchen sich Platz auf der großen Terrasse. „Hallo!“ Zufall, den Begleiter kennen wir. Eine mehrstündige Tour vom See durch die Julier liegt hinter ihm und den anderen. Die zwei Seen liegen malerisch oberhalb von Tarvisio im nordöstlichen Italien, in Friaul. Von schroffen Bergen im Hintergrund eingerahmt, sieht das wie ein Gemälde aus, das viele für altbacken halten würden, hinge es an einer Wohnzimmerwand. Dennoch ist es Natur pur und landschaftlich einfach nur schön. Für uns war das nur ein erster Ausflugs-Abstecher. Wir wollen weiter - bis in Collio und nach Görz.

Von Tarvis, wie viele den Ort nennen, fahren wir gut 60 Kilometer weiter nach Tolmezzo. Dort kommt ein riesiges kiesig-erdiges Flussbett in den Blick, in dem in der Mitte der schmale Lauf des Wassers auszumachen ist. Der Tagliamento. Schön, dass es noch so unverbaute Uferbereiche gibt! Schließlich füllen sie sich zusehends ab dem Herbst und nach dem Winter, und der Tagliamento wird zum großen Strom. Bald schauen wir von etwas oberhalb über rote Ziegeldächer auf die weiten Ebenen des Friaul im Nordosten Italiens. Manche kennen dieses sehenswerte Friaul, andere durchfahren es nur über die Autobahn oder die Staatsstraße Richtung Süden. Schade.



Immer zum Staunen, der Tagliamento mit seinem riesig-breiten Flussbett.


Abwechslungsreiche Landschaft

Das Friaul ist eine abwechslungsreiche Landschaft. Die Gesamtregion heißt Friaul-Julisch-Venetien, bei den Italienern Friuli Venezia Giulia. Es ist altes Kulturland, in dem bereits Julius Caesar, der frühere römische Herrscher, wirkte. Lange bevor waren auch schon Langobarden und andere dort. Das Friaul bietet Urlaubsmöglichkeiten in allen Facetten, vom Sonnen auf einer Kiesbank am Fluss, Baden oder Boot fahren auf einem See über Wandern und Besichtigen bis zum Abschalten, carpe diem, genieße den Tag! Abgesehen vom Meer - im Süden um Grado - finden Urlauber im Nordosten Bergwelten mit Julischen Alpen, Karnischen Alpen und ihren Ausläufern, hügeliges Land und weite Ebenen. Gerne streifen wir immer wieder einmal durch diese Landschaften, die zumindest einen Ausflug lohnen,




Gemona, hier die Kirche, und Venzone lohnen einen Besuch.



Oberhalb durchs Hügelland
Wieder schön hergerichtet sind die Orte Venzone und Gemona, die 1976 durch Erdbeben zum großen Teil zerstört wurden. Nachdem wir wissen, wie verwüstet es noch einige Monate später aussah, waren wir vor Jahren überrascht, wie schön diese lieblichen Orte wieder hergerichtet wurden. Über eine Landstraßenroute etwas oberhalb des Tales tauchen wir ein Stückchen ein in diesen Landstrich abseits der Durchgangsroute. Es geht etwas aufwärts in diese hügelige Landschaft, die auf der Ostseite von den Julischen Alpen überragt wird und wo der Blick aufs Tal über rote Dächer und die Landschaft im Westen geht.



Weit geht an diesem sonnenflirrenden Tag der Blick von der oberen Straße über die Ebene.



Auf der Fahrt sehen wir kleine Orte, kommen nach Nimis und Faedis, Zwischenziel ist Cividale. Begleiter sind grüne Landschaften mit Gärten, wir bewundern Feigenbäume und Feuerlilien, bald Weinfelder und Höfe.



Da wachsen die Feigen zum Greifen nah.


Zur Rast laden je nach Ort unter anderem Ristoranti, Trattorias und Osterias ein. Manches Mal kocht noch die „Mama“. Bodenständig, gut und lecker. Wir kehren in ein Ristorante ein. Riesige überspannte Terrasse. Typisch: Wir entscheiden uns für Pizza. Sie war reichlich und schmeckte klasse! Sehr einfallsreich war das nicht von uns. Schließlich hätten wir auch friulanische Spezialitäten wählen.können. Kaltes oder Warmes, zum Beispiel mit dem bekannten Schinken der Region, dem Prosciutto aus San Daniele, und/ oder mit wunderbarem Käse wie dem „Montasio“. Gerichte mit Polenta, eine Art Maisbrei, mit Käse, Würsten oder Fleisch, klingen ebenfalls verlockend wie die gehaltvolle Suppe mit vielen Gemüsen die Minestrone oder – wie auch im benachbarten Slowenien – mit Sauerkraut. Lecker.



Auf Gutes einkehren. Angenehm unter der beschirmten Terrasse. 


Außer dem Fahrer gönnten sich die anderen einen gehaltvollen Rotwein zum Essen. Die Preise waren vertretbar. Bereits in der Eurozeit, erinnerten wir uns gerne daran, früher mit Lire gezahlt zu haben. Andere Währungen waren stets Teil des Urlaubserlebnisses.




Forum, "Hauptplatz" und Stadttor in Cividale - wo Geschichte atmet. 


Cividale – Geschichte pur
Auf der Weiterfahrt gibt es immer öfter Hinweise auf Agriturismo. Bei uns heißt das „Ferien auf dem Bauernhof“. Hier sind es Höfe und Weingüter, die Urlaubsfreuden etwas abseits der Straße versprechen. Cividale del Friuli ist nah. Bald sind wir mittendrin. Von Gemona aus haben wir mit kleinen Nebenfahrten zu Ausblicken erst rund 40 Kilometer absolviert – ganz gemütlich. Cividale, nah an der Grenze zu Slowenien, ist eine Wucht und auch wegen seiner Geschäfte und Einkehrmöglichkeiten beliebt – quasi ein Zentrum. Aufgrund zahlreicher Bauten mit Museen, Palästen und Kirchen aus alten Zeiten können sich Geschichtsfreunde hier austoben: archäologisches Nationalmuseum, der Marien-Dom Santa Maria Assunta, die alte Kirche der Heiligen Petrus und Blasius, die Ponte del Diavolo, die Teufelsbrücke, Erinnerungen an die Langobardenzeit, eine Statue des Stadtgründers Julius Cäsar und so, so vieles mehr.



Die Brücke führt über die Natisone. Schöne Ausblicke auf Natur und Hausgärten.


Es ist eine Lust, in dieser Stadt zu bummeln und sich umzuschauen. Umso mehr, wenn dann auch noch die Sonne alles ins rechte Licht rückt und diese südlich-heitere Atmosphäre unterstreicht.

Durchs Weinland nach Görz
Das Weinland in dieser Grenzregion, das wir nun über Cormons bis Görz, Goricia, weiter durchfahren, hat einen heute international bekannten Namen: Collio. Überall begegnen uns Reben, Weinfelder und Güter. Viele laden zur Einkehr und auch zur Übernachtung ein. So manche Weinbauern haben sich spezialisiert und bieten besonders gepflegte Tröpfchen an.



Weingüter und -höfe bieten oft auch Übernachtungsmöglichkeiten. 


Längst hat man erkannt, dass Qualität und Besonderheiten gefragt sind. Weißweine wie der Friulano, Sauvignon Blanc und Pino Bianco stehen ebenfalls auf dem An- und Ausbauprogramm wie die roten Weine in teils kräftigen Farben wie der Refosco und der Merlot – sowie Weine in Weiß und Rot aus verschiedenen anderen Rebsorten. Weinfreunde klinken sich von der Fahrt erst einmal aus und gehen auf „Probiertour“.



Vom Weinfeld zur Rebe und ins Fass, das hier auf das Gasthaus hinweist. 


Wie wundervoll doch diese Landschaft zwischen Hügeln mit dem Blick auf die Ebene ist, eine Welt guten Essens und feiner Tröpfchen. Hat die Sonne ihr Lächeln aufgesetzt hat, schimmern die weißen Trauben golden. Diese gesamte Melange lässt uns erahnen, dass hier manche gerne das Dolce far niente, das sprichwörtliche „süße Nichtstun“, genießen (würden). Wie in aller Welt gibt es freilich auch in dieser Region den Unterschied zwischen Alltagsleben und Urlaub.



In der Grenzstadt Görz: südliches Ambiente, die Adria ist nah. 


Nach rund 30 Kilomtern haben wir Görz, auch Goricia, erreicht, den Grenzort zu Slowenien, der auf der östlichen Seite „Nova Gorica“, Neu-Görz, heißt und wo in den umliegenden Orten der Wein ebenfalls ein Thema ist.



Über den Dächern von Görz thront die Burg.


Unterhalb der Burg spazieren wir durchs Städtchen, kehren auf ein Gelati, ein Eis, und einen abschließenden Cappuccino ein. Schön war's!
Beim Blick auf die „Ebene“ muss es nicht bleiben. Neben vielen anderen Städten und Orten lädt Udine, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, ein. Lebendig, voller Kultur und Geschichte mit historischen Bauwerken und Galerien. Nicht sehr weit entfernt kommen Schinkenfreunde auf ihre Kosten: Etwas erhaben liegt San Daniele. Schinkengerichte in vielen Variationen erhält der Gast in Prosciutterias. Weiter nördlich lohnt auch die alte Stadt Tolmezzo am Tagliamento mit ihren historischen Gebäuden und mehr.
Es ist „später Nachmittag“ geworden. Mit Einkehr, Anschauen und Bummeln waren wir für die nur über 150 Kilometer bis Görz viele Stunden unterwegs. Schließlich kam es nicht auf Tempo an, sondern auf Sehen und Erleben. Und das war wundervoll. (jw)

Hinweise zu Fahrt und Bericht: Rechnen Sie bis zum Ausgangsort Tarvisio ab München über die Autobahn rund 350 Kilometer. Für Österreich benötigen Sie eine Autobahn-Vignette, „Pickerl“, außerdem fällt über die Tauernautobahn Tunnelmaut an. Für die Fahrten über und durch die oft kleineren Orte unserer Tour orientierten wir uns an Beschilderungen und einem alten Autoatlas, hier ein Shell-Atlas, sowie einer Straßen-Landkarte zu Friaul. Wir empfehlen für solche und andere Überlandfahrten gutes Kartenmaterial zu Norditalien oder spezieller!  
Es ist sehr ratsam, die österreichischen und italienischen Verkehrsregeln und -vorschriften zu beachten, zum Beispiel hinsichtlich Tempobegrenzungen, Handy- oder Smartphone-Gebrauch oder „Alkohol am Steuer“. Die „Strafen“ fallen zum Teil weitaus höher aus als in Deutschland. Überall aber macht es Sinn, die Regelungen zu beachten. 
Die Fotos sind aus verschiedenen Jahren. Ansichten von Örtlichkeiten könnten sich geändert haben. 



Zu Friaul: www.fvg.info/de/
Zu Collio/ Görz: www.turismofvg.it/Görz-und-Collio

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