Montag, 19. September 2016

Herbstzauber in Karnischen Alpen und Dolomiten


Herbstidyll im Kärntner Gailtal: grasende Pferde. (Fotos(c): presseweller)


Eine wundervolle Reise durch Kärnten, Südtirol und Friaul-Venetien


Jürgen Weller

September 2016. Ist es zu allen Jahreszeiten eine Lust, in den Bergen unterwegs zu sein, so malen Spätsommer und Herbst wieder andere und besondere Bilder. Die Urlauberkinder haben schnell Freundschaft geschlossen. Sie sammeln „Keschtn“, Kastanien, für die Wildfütterung im Winter. Wie oft schon bin ich auf diesen Herbstspuren im Kärntner Gailtal zwischen Morgensonne und Dämmerung unterwegs gewesen. Hier, wo die Karnischen Alpen die Grenze zu Italien bilden und hoch oben der Via della Pace, der Friedensweg, verläuft. Wenn morgens die Sonne aus dem Osten Schritt für Schritt dem Süden zuwandert, taucht sie Almmatten und Berge in ein strahlendes gelbliches Licht. Es ist so wundervoll und beeindruckend wie auch wieder viele Stunden später das beginnende Dämmerlicht. Dann versetzt die rote Kugel der im Westen untergehenden Sonne die Felswände von Gartner- und Zweikofel in ein magisches Rot, bevor sie irgendwo ganz hinten hinter Lesachtal- und Drautal wegtaucht. Der letzte Schimmer will wohl sagen „Morgen habt ihr mich wieder.“ Und morgen, dann schauen wir im Lesachtal vorbei und blicken in Südtirol auf die Dolomiten, fahren durch die westlichen Karnischen bis nach Sappada und weiter.

In dieser Jahreszeit sind überall Wanderer unterwegs. Sie schätzen die gegenüber dem Hochsommer milderen Temperaturen und die Fernsicht, die von den Bergen in diesem südwestlichen Kärntner Landstrich je nach Standort bis zu den Dolomiten und den Julischen Alpen reichen. Auch Radler und Ausflügler genießen diese Jahreszeit, in der auf überdachten Balkonen der Kukuruz, die Maiskolben, zum Trocknen hängen, Holz geschnitten und in ofengroßen Stücken gestapelt wird. Schließlich ist der Winter absehbar. Der Almabtrieb ist zum großen Teil vorbei. Aber Pferde und Kühe genießen noch ihre „Freizeit“ auf grünen Wiesen. Enten watscheln um die Hofstelle. Noch gibt es vielerorts diese bäuerliche Idylle. Schön! Die Tage gehen freilich schnell dahin. Schon früh setzt die Dämmerung ein. Man zieht sich in die Stuben zurück und gönnt sich eine Jause. Der köstliche Almkäse, gewürzter Topfen (Quark), Hauswurst, kerniges Brot und mehr gehören dazu. Man hockt gemütlich zusammen und erzählt, bis bald Bettzeit ist.



Durchs Lesachtal zum Dolomitenblick

Blauer Himmel am Morgen. Dem Westen zu, ins Lesachtal. Das für seine Naturbelassenheit bekannte Hochtal wird von Lienzer Dolomiten im Norden und dem Karnischen Hauptkamm im Süden eingerahmt. Ganz früher war die Durchfahrt noch beschwerlich. Die Straße führte durch die zahlreichen Gräben, mal runter, mal rauf. Inzwischen geht es dank vieler Brücken einfach. Links oben zwischen grünen Wiesen Nostra. Von hier wandert man zum Wolayersee, der wie ein grünblaues Auge in den westlichen Karnischen Alpen liegt. In Maria Luggau, über 1170 Meter hoch gelegen, erster Halt. Der Ort ist bekannt wegen seines Servitenklosters und der schon bei der Anfahrt sichtbaren Basilika Maria Schnee, bei der sich barocke und spätgotische Elemente, Stuckarbeiten und Malereien finden. Sie ist seit jeher ein Wallfahrts- und Pilgerziel. Jahr für Jahr wallfahren Menschen, teils seit Jahrhunderten und über hohe Bergpässe, von der Südseite der Karnischen Alpen „in die Luggau“. Nach Mitte September sind es die Gläubigen aus dem italienischen Sappada, auch „Pladen und Plodn“ genannt, die sich auf den vielstündigen beschwerlichen Weg begeben. Dorthin kommen wir auch noch.  




Die Basilika und Wallfahrtskirche Maria Schnee in Maria Luggau.


Im Lesachtal entspringt die Gail, und so wird es bald zum „Tiroler Gailtal“. Wir sind in Osttirol und fahren vorbei an Obertilliach bergab ins Drautal, dort nach Sillian und Innichen, wo wir die italienische Grenze passieren bald links abbiegen und an Sexten vorbei nach Moos ins Fischleintal fahren. Dort führt ein Weg Richtung Berge. Parken, aussteigen, schauen. Hier sind wir nicht alleine. Schließlich gibt es den „Dolomitenblick“ mit den imposanten Drei Zinnen. Aber der Himmel zeigt sich wolkenverhangen, sodass wir diesen dennoch schönen Ausblick auf die Dolomiten nur zum Teil genießen können. Überall auf der bisher gefahrenen und der weiteren Strecke gibt es Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten. 
Wir fahren ein Stück zurück und Richtung Kreuzberg. Pässe dieses Namens gibt es mehrere. Dieser ist gut ausgebaut und führt mit bis zu zwölf Prozent Steigung auf über 1600 Meter Höhe von Südtirol nach Venetien. Unser Ziel ist der Monte Croce Carnico, der Plöckenpass. Im Örtchen Dosoledo machen wir Rast. Direkt an der Straße gibt es ein „Restaurant, Gelateria, Bar Dolomiti La Pizza“ mit Terrasse und gepflegten Gasträumen. Wenn wir schon hier sind, soll es auch eine Pizza sein. Die Pizzen sind reichlich belegt und schmecken einfach nur „richtig gut“. Abrundung durch ein Gelati (Eis) und einen Espresso. Alles zu empfehlen. Die Preise sind ähnlich wie in Deutschland. Gleich gegenüber ist ein großes hohes Antiquitätenhaus. Schon im Schaufenster konnten wir so manches „Schätzchen“ bewundern. Dort war leider noch Mittagspause.  



Klasse Pizza im Restaurant in Dosoledo.


Über Sappada zum Plöckenpass


Wie beeindruckend doch diese Bergwelt ist! Die Straße führt uns weiter nach Sappada im Piavetal, den Ort, der Ausgang der Wallfahrt nach Maria Luggau im Lesachtal und eine deutsche Sprachinsel ist. Fein herausgeputzt mit seinen alten Häusern, lebensgroßen Figuren, Geschäftchen und Geschäften mit einem bunten Angebot und dem in jede Richtung sehenswerten Blick auf die Berge mit Dolomiten und Karnischen Alpen, die sich in dieser Ansicht besonders imposant zeigen. Ein Bummel durch Sappada lohnt sich. Tradiertes Brauchtum steht neben moderner Ausrichtung. Natürlich sind auch hier Wanderern Tür und Tor geöffnet, zum Erkunden, zum Erleben, Herbsttage zu genießen.
  

Welch ein Panorama in Sappada.


Beim Dorfbummel in Sappada gibt es einiges zum Schauen.

In dieser Region, die an Venetien, Friaul, Carnico – auch Carnia und Karnien – und Österreich grenzt, durchfahren wir auf der Südseite der Karnischen Alpen so manche beschauliche Dörfer und gelangen über Rigolato bis vor Tolmezzo. Etwas nördlich der Stadt zweigen wir auf die Staaatsstraße Richtung Österreich ab und erreichen bald den „Monte Croze Carnico“, den Plöckenpass. Es geht unter anderem durch Timau. Der Ort wird auch Tischlwang genannt und ist ebenfalls eine deutsche Sprachinsel mit ganz eigenem Dialekt. An Weinfeldern vorbei kommen wir an den Aufstieg der kurvenreichen Passstraße. Von weiter oberhalb blicken wir auf Almen in den umliegenden Bergen und auf den Marmorbruch in der Tiefe. Auf der nur rund 1350 Meter hohen Passstraße, die im Ursprung auf die Römer zurückgeht, gibt es klasse Aussichten, bis schließlich zur Hohen Warte. Mit knapp 2800 Metern gilt der Berg als höchste Erhebung der Karnischen Alpen. Auf der Passhöhe kehren wir auf Kaffee und Kuchen ein. In Nähe der Passhöhe gibt es seit Jahrzehnten ein Windrad zur Stromerzeugung, es gilt als eines der oder das höchst gelegene in Österreich. In dieser Zone wird es gut zu tun haben, denken wir.

Gemächlich fahren wir bergab. Weiter unten gibt es einen schönen Ausblick auf Kötschach-Mauthen und die Gailtaler Alpen. Bald sind wir wieder im Gailtal. „Finito“ mit der Tour, also Ende. Die vielen Eindrücke der wunderschönen Berglandschaften begleiten uns. Wir sind wieder zurück im Gailtaler Herbst und lassen den Abend gemütlich ausklingen. Vor ein paar Tagen habe ich schon wieder „Herbsturlaub“ gebucht.


Ausklang im Café Maier in Rattendorf im Gailtal. Auf Wiedersehen!


Hinweise: Je später es in den Herbst geht, desto eher kann es sein, dass das eine und andere Hotel oder auch manche andere Beherbungsbetriebe bereits geschlossen haben, um sich auf die Wintersaison vorzubereiten. Daher ist es ratsam, sich über die Tourismusbüros der Gemeinden oder Regionen zu informieren und/ oder gezielt anzufragen. Örtlichkeiten und Befahrbarkeiten wie hier angegeben und auf Fotos gezeigt, können sich geändert haben. Deshalb keinerlei Gewähr. Irrtum bleibt generell vorbehalten.


Nützliche Links: www.nlw.at zum Südwesten Kärntens; www.lesachtal.com; www.maria-luggau.at; www.pustertal.org; www.sappadadolomiti.com; www.italia.it/de – unter Friaul-Julisch-Venetien.

Jürgen Weller, Inhaber von Medienbüro + PR DialogPresseweller schreibt und veröffentlicht seit 1978 Reiseberichte zu verschiedensten Zielen in Deutschland, Österreich, Norditalien und zum westlichen Slowenien. Es gibt wohl kaum jemanden, der in dieser Zeit mehr Berichte zum südwestlichen Kärnten - Gailtal, Lesachtal, Gitschtal - geschrieben und veröffentlicht hat. Er zeigt vor allem Regionen und Örtlichkeiten etwas abseits ausgefahrener und belebter Reise- und Durchreiserouten. Schließlich gibt es jenseits dieser Strecken so viele schöne Landschaften, Orte und Besonderheiten, die einen Besuch oder Urlaub lohnen. 

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