Vielfalt im Friaul mit Tarvis, Markt, Bergen, Fusine-Seen der Wander- und Bergtourenlandschaft. (Fotos/Montage: presseweller)
Zwischen Tarvisio und Tolmezzo auf Entdeckungsreise
Von Jürgen Weller
Juni 2014. Siegen. Friuli-Giulia-Venezia, der wohlklingende Dreier-Name zeigt, auch mit der deutschen Bezeichnung „Friaul-Julisch-Venetien“, dass
man in diesem Landstrich im Nordosten Italiens verschiedene Landschaftsbilder
entdecken kann. Von der Südseite der Karnischen Alpen zieht sich die Region bis
an die Adria, östlich schirmen die imposanten Julischen Alpen die Region ab.
Hauptstadt ist Udine. Im Westen warten mit dem Monte Croce Carnico und dem
Kreuzbergpass kurvenreiche Bergstraßen. Die friaulischen Dolomiten gehören ebenso
dazu wie Städte mit reicher Geschichte und sehenswerten Baulichkeiten wie
Tolmezzo, Cividale und der bestimmende Fluss, der Tagliamento mit seinem breiten Bett.
Aber allein schon der Nordostzipfel, das Dreiländereck mit Österreich, Slowenien
und Italien, ist eine Reise wert. Romanische, österreichische und slawische
Kultur und Geschichte gehen eine angenehme Melange ein, die sich auch in der Küche widerspiegelt.
Schon vor Jahrzehnten gab uns ein guter Bekannter in Kärnten
den Tipp, mal diese Nachbarregion zu besuchen und mit dem Nordostzipfel von
Friaul-Julisch-Venetien zu beginnen. Schon der erste Tagesausflug begeisterte,
und so verblieben dieses Fleckchen Erde sowie die gesamte Region bis heute in
unserem Reise- und Testprogramm mit dem Vermerk. "immer wieder einmal". Die Schöpfung hat hier eine vielfältige
Palette hinterlassen, die sich in grünen Wäldern und Bergwiesen, schroffen
Gipfeln, wiesigen Hügeln, Weingärten und pittoresken Dörfern sowie schließlich
der blauen Adria zeigt. Was für eine schöne Welt! Es ist ein Landstrich, der
die Sinne anspricht „Bella Italia“
beginnt eben bereits im Norden. An nahezu jeder Ecke lassen sich tolle
Landschaftspanoramen entdecken, und hier im Nordosten gibt es außerdem klasse
Fahrradwege, wie man sie sonst selten sieht. Zwar huschen viele über die
Autobahn Richtung Meer an diesem sehenswerten „Eck“ vorbei, aber es lohnt sich einfach, dieses Fleckchen Erde zwischen
Tagliamento und Juliern, zwischen Tarvis und Tolmezzo kennen zu lernen.
Von Norden fahren wir von der Autobahn ab und tauchen vor
Tarvis in die italienische, die friulanische, Welt ein. Das Städtchen, Tarvisio, ist
relativ bekannt. Aus dem nahen Umkreis ist er wegen seines riesigen Marktes seit
jeher ein beliebtes Ausflugsziel. „Market“ ist auch ausgeschildert. Neben
vielem anderen werden hauptsächlich Lederwaren, Schuhe, Jeans, diverse
Bekleidung feilgeboten. War der Markt vor über 40 Jahren noch ein Heer von
Ständen, änderte sich das im Laufe der Jahre: mal planenüberdachte
Einzelstände, dann alles unter einem riesigen Gesamt-„Zelt“ und nun schließlich
in einem festen Großgebäude. Man parkt auf der Straße oder auf dem darunter
liegenden Parkplatz. Der Basar-Charakter hat sich erhalten: Feilschen ist
durchaus erwünscht. Will man den Preis zu sehr drücken, sagt der Verkäufer dann vielleicht in gebrochenem Deutsch: „Mama mia“, „ich Frau und Kinder, muss auch was verdienen“. Ringsum haben
sich außerdem viele Fachgeschäfte angesiedelt, von Sport- über Taschen- bis zu
Schmuckgeschäften. Früher war es mal ein guter Tipp,
Ringe, Ketten und Co. in Rotgold sowie Marken-Sportbekleidung in Tarvis zu kaufen. Seit Jahrzehnten gehört für so manche Kärntenurlauber und Durchreisende, die diese Besonderheit kennen, der
Besuch des Tarviser Marktes „unbedingt“ dazu: bummeln, shoppen und auf Gutes
einkehren. Gelati, Eis, Dolce, Kuchen, Pizza, Antipasti, Pasta und mehr sind
keine Frage. Ristorante, Café, Bar und und ... Es gibt so viele Möglichkeiten,
Gutes zu genießen, ob Käse aus der Region wie auch den geräucherten Ricotta
oder den luftgetrockneten Schinken aus San Daniele, ob ein typisches Frico,
eine Art Käse-Gratin, oder eine fein zubereitete Forelle. Für manche gehört zum Tarvis-Besuch auch die Pizza, für andere sind es die Spaghetti. Dazu ein Glas Wein aus Friaul. Vielleicht einen weißen
Pinot Grigio oder einen roten Cabernet Sauvignon? Alles ganz nach eigenem
Gusto.Obwohl nur ein Katzensprung von der Grenze zu Österreich:
Alles ist schon typisch italienisch. Etwas
oberhalb des Marktes liegt die Pfarrkirche Santi Pietro e Paolo (Peter und Paul), deren Ursprung auf das 15.Jahrhundert zurückgeht und in der es alte Fresken zu bestaunen gibt. Wir schlendern hin. Vorplatz und Anlagen ringsum wurden neu gestaltet und
laden zum Ausruhen ein. Gut zum Ausspannen nach dem Marktbesuch.
Etwas weiter auf de Staatsstraße zweigt man nach Sella Nevea ab, dem
Höhenort am Fuße des Monte Canin an der Grenze zu Slowenien. Einigen
Wintersportlern wird er bekannt sein. Auf „Sommerfrischler“ wartet inzwischen
ein Abenteuerpark mit Baumplattformen, Hängebrücken, Stegen und mehr, der "Parco
Avventure Sella Nevea". Bekannt ist auch der Wallfahrtsberg, der Monte Lussari,
der mit der Seilbahn erreicht wird.
Die Fusine-Seen sehen
Aber wir wollen noch ein Stück weiter, nehmen die Strecke
Richtung „Slovenija“ über erst gut ausgebaute, dann engere Straße unter die
Räder. Bis zum Abzweig bei Weißenfels „Laghi di Fusine“, also zu den
Fusine-Seen. Rechts ab, weiter hoch. Im Nadelwald und vor der imposanten
Kulisse der Julischen Alpen in einem Bergkessel schimmert dann grün der erste See. Teilweise spiegelt sich der Nadelwald. Wunderschön! Mit „märchenhaft“
trifft man es noch besser. Etwas abseits der Straße hört man den Bergfluss,
sonst Stille. Ein Spaziergang tut gut. Vorher oder nachher im Gasthof auf Essen
oder nur einen Cappuccino, einen Espresso oder ein Aqua Minerale einkehren oder
Quartier nehmen, wenn man wandern will. Von hier gibt es viele Möglichkeiten,
diese so beeindruckende Berglandschaft zu erkunden, die bereits seit den
1970er-Jahren Nationalpark ist.
Zum zweiten See fahren wir die Straße noch ein Stückchen
weiter bergauf. Weitläufigeres Terrain. Auf der Gasthof-Terrasse sitzen
Ausflügler und vor allem Wanderer, die von einer Tour aus den Julischen Alpen
zurückgekommen sind. Für Bergwanderungen und –touren bietet sich diese
„Station“ an. Still ruht der See. Entspannend nach einer Tour. Wellness kann einfach sein. Die malerischen Laghi di Fusine sind von Bergen umgeben,
liegen auf über 900 Meter Höhe unter der Nordwand des über 2.670 Meter hohen
Mangart, der vielen Bergtourenfreunden bekannt sein wird.
Über Pontebba nach Tolmezzo
Um von Tarvis weiter nach Süden zu kommen, muss man keine
Autobahn fahren. Für Radler stehen
einige sehr gut ausgebaute Radwege über alte Bahntrassen zur Verfügung und
Vergnügung. Das ist schon vorbildlich, wie das gemacht wurde! Mit dem Auto
bietet sich die Staatsstraße an. Sie führt bis viel weiter in den Süden
teils an der Autobahn entlang. Die Italiener haben aber auch hier viel gemacht,
um die Dörfer vom Verkehr zu entlasten. Es gibt fast überall Umgehungsstraßen.
Waren vor 40 Jahren an markanten Punkten noch teils sehr große Obst-
und Warenmärkte, ist das nun sehr eingeschränkt, weil die meisten Reisenden die Autobahn
nutzen. Irgendwie schade, wenn wir an die dicken saftigen Pfirsiche und andere
frische Früchte denken, die wir uns als „Nachtisch“ für mittags oder abends auf
den Märkten besorgten. Der Lauf der Zeiten.
Wer wie wir mehr Eindrücke von den teils pittoresken Orten
haben möchte, sollte von der Umgehungsstraße in die Dörfer abfahren. Wir machen
das bei Pontebba. Ehedem hieß der große Ort im Kanaltal in einem Teilbereich auch Pontafel. Das hat seinen Grund: Die Pontebbana, der Bergfluss,
bildete einst die Grenze zu Österreich. Die Gesamtregion hat eine reiche
Geschichte mit den verschiedensten Zugehörigkeiten im Laufe der Jahrhunderte.
Kriege und Abkommen brachten immer wieder Veränderungen. Pontebba liegt am Fuße
des Pramollo-Passes, den viele als „Nassfeld-Pass“ kennen. Im Ort sollte man auch in die Gassen außerhalb der Hauptstraße gehen. Schon vor vielen Jahren wurde
viele Häuser hübsch saniert. Wie eh und je steht die Pfarrkirche "Santa Maria Maggiore" etwas abseits der Hauptstraße an ihrem Platz. Sie beherbergt einen Flügelaltar aus Anfang des 16. Jahrhunderts. Beschaulich ist’s in Pontebba. Oberhalb des Ortes zweigt
man in wunderschöne Taler wie das Aupa-Tal, das Blumental, ab oder zum
Lanzenpass, der sich eng entlang der Südseite der Karnischen Alpen windet. Wenn
die angedachten Planungen, wie wir sie aus Gesprächen mit Touristikern kennen, umgesetzt werden, ist zu erwarten, dass vom Ort bald eine Bergbahn ins international bekannte
Skigebiet Nassfeld führen wird. Dann kann man in der Eissporthalle des Ortes in die Schlittschuhe steigen und später auf dem Nassfeld Pisten bügeln.
Auf der weiteren Tour durchs Kanaltal sind wir fast in
Gemona. Wem der Ortsname nichts sagt: In Gemona und im benachbarten Venzone
wütete im Mai 1976 ein zerstörerisches Erdbeben. Da wir kurz danach da waren,
wissen wir, wie schlimm das aussah, als mehr oder weniger „kein Stein mehr auf
dem anderen“ war. Schon seit vielen Jahren sind die Orte wieder aufgebaut und
lohnen einen Besuch. Von hier geht es auch zur Höhenstraße am Fuße der Julischen
Alpen, die an vielen Stellen wunderschöne Ausblicke auf die weite Talebene mit dem
Tagliamento bietet und von wo man ins Collio gelangt, dem bekannten Weingebiet.
An diesem Abzweig liegt auch er vor uns, der Tagliamento, der Fluss mit
dem riesigen Bachbett. Bisher hat man ihn noch nicht in ein Korsett gezwängt,
aber es wird eine Frage der Zeit sein, wann auch hier durchgesetzt wird, die
Randbereiche zu nutzen. Schade, wenn es so kommen würde. In der Sommerzeit fließt der Tagliamento in einem relativ schmalen Bett und bietet schöne Kies-Strand- und
Badeplätze inmitten ausgedehnter
Überflutungsflächen. Junge Leute, aber nicht nur, nutzen das für ihre Freizeitgestaltung. Dem Winter zu und vor allem nach der Schneeschmelze
beansprucht der Fluss selbst diese Bereiche. So sollte es sein. In den Gärten der Häuser ringsum findet man schon südliche Blumenpracht, Palmen eingeschlossen. Schön.
Unser Abzweig ist rechter Hand, nach Tolmezzo, einer mit über 10.000 Einwohnern schon
etwas größeren Stadt mit Gewerbe- und Industrieansiedlungen an den
Randbereichen. Der Ort hat eine reiche über tausendjährige Geschichte mit
wechselnden Herrschaften. Unter anderem gibt es die historische Altstadt mit Palazzi und Kirchen sowie den Dom San Martino. Bummeln und schauen!
Wenn wir jetzt auch schon im Carnia genannten Gebiet sind, bleiben wir in der Großregion Friaul. Im Ort weiter westlich kann
man, teils über Passstraßen in Richtung Norden oder Süden, in schöne, oft
verwunschen wirkende Täler abzweigen, in Richtung Süden auch bis Udine und
San Daniele, bekannt für seinen Schinken. In der Gesamtregion gibt es verschiedene deutsche Sprachinseln mit aber einem besonderen Dialekt. Unsere Tour führt
uns noch weiter nordwestlich bis Arta Terme Richtung des Passes Monte Croce Carnico, den
Plöckenpass: Weingärten, Marmorbrüche, Almen, wunderschöne Landschaftspanoramen: beeindruckend. Hier endet diese Tour. Aber natürlich werden wir noch mehr von
Friaul-Julisch-Venetien sehen. Das aber ist einem weiteren Reisebericht
vorbehalten.
Ein paar Tipps
Im Kanaltal zwischen Tarvis und Pontebba gibt es einen Laden
mit frischem Käse und anderen Milchprodukten. Ein bekannter Käse ist der
Montasio. Im Original entsteht er auf den Almen im Nordosten der Region.
Auf dem Weg zwischen Pontebba und Tolmezzo gibt es
rechtsseitig eine urige Hähnchenbraterei, in der immer viel Betrieb ist. Das
Besondere: Alles wird über Holzfeuer gegrillt. Fährt man vorbei, sieht man draußen schon die großen
Holzscheitstapel.
Auf dem Weg von Tolmezzo zum Monte Croce Carnico zweigt man
kurz vor Timau links ab Richtung Suttrio zur kommunalen Molkerei, Latteria. Diese liegt
direkt links an der Zufahrtsstraße zum Ort. Es gibt jüngere und ältere Hartkäsesorten
von den umliegenden Almen und Höfen sowie vieles mehr. Ist man auf dem Heimweg,
kann es sich lohnen, das eine und andere mitzunehmen. Uns schmecken diese
bodenständigen Käsesorten, die auch preislich vertretbar sind, einfach nur gut. Der Ort selbst, der etwas oberhalb am Hang liegt, ist beschaulich. Einen Abstecher machen. (DialogPresseweller)
Internetadressen für weitere Informationen: www.turismofgv.it, www.tarvisiano.org; Reiseberichte zu
unterschiedlichen Zielen auch immer über http://www.presseweller.de
Für Radler gibt es auch Tourenbeschreibungen, die von Kärnten ins Friaul führen, auf presseweller.de unter dem Button "Bike-Click" oder über http://www.bikeclick.de. Außerdem im Büchlein "Familienradeln und Mountainbiken - Ostalpen/Südliche Kalkalpen beim Verlag Buch-Juwel, www.buch-juwel.de
Die Fotomontage kann bei presseweller angefordert werden. Einzelfotos auf Anfrage.
Über die Webseite können auch verschiedene vier- bis sechsseitige Reisemagazine zum Blättern eingesehen werden.
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