Freitag, 26. Juli 2013

Komm und schau mich an: Breisgau


Markttag in Emmendingen. (Foto: presseweller)

Ein Landschafts-Geschichts-Genuss-Erlebnis


Von Jürgen Weller

Reden Urlauber vom Südwesten Deutschlands, dann gehören für sie Rhein, Schwarzwald und Kaiserstuhl dazu … und eben das Wort Breisgau. Gleichbedeutend für eine sonnenverwöhnte Landschaft mit mildem Klima, in dem Edelkastanien ebenso ihren Platz haben wie der Wein. Beim Blick ins Rund in die dunkelgrünen Schwarzwaldberge über idyllische Dörfer, Orte und Städte wie Sexau, Emmendingen und Freiburg, scheint es von den Hängen „Kommt herein, entdeckt mich!“ zu wispern. "Ja wir kommen, wir schauen Euch an!"
Die Sonne zaubert ein Lächeln auf die Schwarzwaldhänge, über denen ein tiefes Blau steht und den Sommer kündet. Es ist eine freundliche Landschaft, die, Walzerklängen gleich, Freude ins Herz trägt, um auf den Höhen dann in den musikalisch ruhigen Teil zu verfallen, damit der Wanderer oder Besucher sich voll und ganz der Aussicht über Dörfer und Täler und zu den Hängen im Rund, bis rüber zu den Vogesen, widmen kann. Wie schön kann Landschaft sein. Ziehen sich einerseits die Rebstöcke in Reih und Glied die Hänge hinauf, sind es anderswo die Obstbäume, die Äpfel, Pflaumen und Kirschen, die den Wiesen Gesicht geben und unter anderem zu gehaltvollen Obstbränden verarbeitet werden. Und irgendwo trieffen wir auf eine vorwitzige Ziege, die sich hoch zu den Mirabellen reckt und lustvoll am Fruchtsüß des Sommers nascht.
Überall im Südschwarzwald erlebt der Reisende diese Landschaftsbilder, in denen nicht nur in den Städten und Städtchen Hinschauen und Genießen angesagt sind, sondern auch in kleinen Orten, die bei Durchfahrenden wenig Beachtung finden. Die liebliche Brunnengestaltung in Sexau, wo - wie in manchen anderen Orten – Störche ihr Nest bauen, Waldkirch, von wo es einen Katzensprung hoch zum Kandel ist und weiter bis ins fernsehbekannte Glottertal. Emmendingen mit seinen heute rund 27.000 Einwohnern und seit Ende des 16. Jahrhunderts mit Stadtrechten ausgestattet, gibt sich mit Parks, seinen Kirchen, dem großen Markt, dem Unteren Tor, dem letzten erhaltenen Stadttor, und den Straßen zum Bummeln so richtig beschaulich. Überall kann man einkehren. Gerade hat im Ort ein Feng-Shui-Hotel eröffnet. Wen es hoch auf den Eichbergsturm mit der über 40 Meter hohen Aussichtsplattform zieht, kann sich auf einen wahren erhabenen Ausblick freuen: über die Rheinebene, zu den Schwarzwaldhöhen, zu den Vogesen ins Elsass. „Schöne Aussichten“ machen Lust auf mehr.

Klein und genussvoll

Uns zieht es immer wieder auch in die kleineren Orte wie Maleck oder Windenreute. Dort gibt es auf der Höhe eine „Waldschänke“. Ruhig, am oberen Ende des Ortes, gleich am Wald und mit Blick auf Wiesen und Hügel. Riesige Terrasse, zum großen Teil mit großen Markisen geschützt, die der hochsommerlich strahlenden Sonne ein bisschen Kraft nehmen und wo es sich bis spätabends gemütlich sitzen lässt. Gelb-gemusterte Tischdecken wirken sonnenfreudig und einladend, Vasen mit Kräutersträußchen statt Blumen, rings um die Terrasse und im Garten Tomaten, Salate und Kräuter. Da kommt Naturgefühl auf.
Für einen Westfalen ungewohnt, hat ein kleines Bier hier schon 0,3 Liter. Aber da gibt’s für das Schwarzwälder Pils auch noch einen Pfiff, der hier noch kleiner als in Österreich ausfällt, 0,1 Liter. Das sieht gegenüber den anderen Gläsern schon mickrig aus. Vielleicht sollte man sich auch für einen der guten badischen Weine entscheiden, ob einen der weißen wie Grauburgunder oder Riesling oder einen Roten, zum Beispiel einen trockenen Spätburgunder, der im Glas funkelt. Aber das Trinken ist nur Ouvertüre und Begleitmusik. Gut essen wollen wir auch. Die Speisekarte ist reichhaltig, ob man nun der Fleischeslust fröhnt oder Vegetarisches bevorzugt. Am Tisch gibt’s außer einer bodenständigen Flädelesuppe Pfifferlinge im Nudelnest, eine Gemüsepfanne mit kurz gebratenen Kartoffeln, Ziegenkäsepäckchen in Schwarzwälder Schinken mit Salat und Stein-Champignons mit Salatbett. Salat steht hier nicht für ein paar Blätter, sondern für eine Riesenportion. Was Horst Armbruster in der Küche aus marktfrischen Zutaten „zaubert“, kann sich anrichtsmäßig sehen und vor allem auch schmecken lassen – und das zu zivilen Preisen. Klasse. Das scheint in der Region nicht unbekannt zu sein. Teils mussten wir warten, bis ein Terrassentisch frei war.
Außerhalb von bodenständig geht auch. So kamen wir auf Empfehlung in ein anderes Dorf, ein paar Autominuten von Emmendinen entfernt: Malterdingen. Noch nie im Leben gehört. Sauber, mit schöner Kirche und Denkmal im Ort. In der Hauptstraße wirkte das „Chada Thai“ nahezu unscheinbar, wenn es auch auf der straßenseitigen kleinen Terrasse schon Betrieb gab. Der Tisch war für den Garten reserviert. Wie vom anderen Stern. Eine verwunschene Welt mit Sträuchern, Stauden, Blumen, in denen sich die Tische verbargen: traumhaft für Sommerabende. Aufmerksame Bedienung. Ein fruchtiger Sommerdrink mit Strohhalm. Potpourris aus nach Blüten duftendem Reis, Kokosmilch, Würzpasten, Tofu, Chili, Koreander, Hähnchenstückchen und anderem mehr, zum Beispiel beim „Gaeng Kiew Whan Gal“. Eine geschmackliche Erfüllung. Einfach nur gut. Preise? Völlig in Ordnung und gut erschwinglich. Kleiner Ort und Geheimtipp? Im Prinzip ja, aber doch nicht so ganz. Als wir gegen 21.30 Uhr gehen, kommen immer wieder Gäste nach. Man sollte unbedingt vorbestellen! Wenn man bei kleinen, feinen und genussvollen Orten bleiben will, dann darf man „über den Berg“ Maleck mit dem Parkhotel Krone nicht vergessen. Dort sitzt man draußen im Parkgarten ebenso gemütlich wie drinnen und speist für unseren Geschmack vorzüglich. 

Freiburg sehen

Beim Breisgau-Besuch gehört Freiburg dazu: Anfang des 12. Jahrhunderts mit Markt- und Stadtrecht ausgestattet und bekannt für sein Münster. Die Stadt ist quasi die Metropole des Breisgaus: reges Leben auf dem Münsterplatz, die typischen „Bächle“, die sauber eingerinnt durch die Straßen fließen. Eine große Stadtwelt mit doch gemütlichem Flair, die zum ausgiebigen Bummeln einlädt. Am Freiburger Münster mit dem 116 Meter hohen Turm wurde rund 300 Jahre gebaut, und es stehen immer noch Gerüste. Die Ursprünge gehen wohl auf den Anfang des 13. Jahrhunderts zurück, die stilmäßige Ausrichtung wird mit spätromanisch/gotisch beschrieben. Innen schauen wir uns die wunderschönen Buntglasfenster an, die bildhauerische Gruppendarstellung des Heiligen Abendmahls mit Jesus und den Jüngern. Wenn dann die Glocken des Freiburger Münsters erklingen, ist das ein erhebendes Gefühl. Wer sich detailliert zur Kirche und Freiburg informieren will, sollte an einer Führung teilnehmen oder sich ein gutes Reiseführer-Büchlein besorgen In den Beschreibungen wird man auch stets auf das alte Geschlecht der Zähringer stoßen. 
Zur Einkehr bestehen überall Möglichkeiten, ob zu bodenständigen oder internationalen Gerichten oder zu Kaffee und Kuchen, wobei natürlich auch für uns „Schwarzwälder Kirsch“ ganz oben auf der Probierliste stand. 
Über allem wachen der Schlossberg sowie der Schauinsland, der über 1.280 Meter hohe Hausberg Freiburgs. Vom Aussichtsturm geht der Blick weit übers Land, vom Rhein bis zum Kaiserstuhl.
Reist man mit dem Auto an, findet man in Freiburg Parkplätze und Parkhäuser, auch in Zentrumsnähe. Die Parkgebühren sind teils allerdings nicht niedrig.
Als wir den Breisgau über die A5 verlassen, blicken wir lächelnd zurück, "ja wir haben dich angeschaut, aber wir wollen noch mehr von dir entdecken". Dazu lacht die Sonne bei strahlend blauem Himmel.Einladend.


Informationen: www.emmendingen.de, www.freiburg.de, www.schwarzwald-tourismus.info

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Fotos (honorarpflichtig) können angefordert werden über presseweller.de

Freitag, 5. Juli 2013

Auf die Pässe, fertig, los!






                           Blick vom Nassfeld zum Garnterkofel. (Foto: presseweller)



Von Pontebba in Friaul übers Kärntner Nassfeld zum Vrsic-Pass

Juli 2013. Siegen (Dialog). So mancher weiß sie statt Tunnelunterquerung noch zu schätzen: Fahrten über Passstraßen. In den Alpen gibt’s mehr als genug davon und neben den Klassikern wie Großglockner und St. Gotthard viele kleinere, die Spaß beim Fahren und Landschaftsgenuss bringen. Mit dem Start in Pontebba im italienischen Friaul führt die Strecke übers Kärntner Nassfeld bis schließlich auf die Höhe des Vrsic-Passes in Slowenien.


Pontebba ist ein beschauliches Städtchen, wo man gerne auf Pasta, Dolce und einen Espresso einkehrt. An der Nordseite des Dorfes beginnt der Aufstieg auf den Passo Pramollo, den Nassfeldpass. Kehre um Kehre windet sich die Straße hoch, und wir sind beeindruckt, wenn wir ein Stück nach oben schauen. Die Fahrt wird durch Galerien gehen, die am Berg zu hängen scheinen. Die Straße ist teilweise schmal, aber in weiten Teilen gut ausgebaut. Nach rund 13 Kilometern und auf rund 1.530 Meter Seehöhe haben wir es, am Bergsee vorbei, geschafft. Es erwarten uns beindruckende Panoramen mit Gartnerkofel, Auernig und Richtung Süden dem Malurch, der sich im See spiegelt. Wunderschön. Wer in diesem Urlaubsrevier bleiben oder eine Pause einlegen will: Eine rasante Abfahrt kann man auch mit dem „Pendolino“, der Sommerrodelbahn, hinlegen. Sie führt bis aufs Gelände der Tressdorfer Alm.
Bei uns geht's die teils steile und kurvenreiche Passstraße abwärts nach Tröpolach und dort Richtung Osten über das Bezirksstädtchen Hermagor durchs Gailtal Richtung Villach bis zum Abzweig Wurzenpass: mit bis über 18 Prozent hoch in die Karawanken und nach der ehemaligen Grenzstation abwärts über Podkoren nach Kranjska Gora. Kurz vorm Passende gibt es rechts einen kleine Parkmöglichkeit. Es lohnt sich, hier mal anhalten und in die Julische Alpen zu schauen: einfach toll. Ganz dörflich wirken die Örtchen Podkoren und Ratece, die auch zur Einkehr einladen. Vielleicht mal eine Krainer Wurst, einen Grillspieß mit Duvec-Reis oder den luftgetrockneten Prsut, den Karstschinken, mit Weißbrot und Oliven. Genuss, der zur Landschaft passt.

Kehre um Kehre aufwärts
Pulsierend gibt sich Kranjska Gora, unter anderem bekannt von den jährlichen Weltcup-Skirennen. Dem Schild Bovec folgend, fahren wir bald in südliche Richtung auf den Vrsic-Pass, mitten durch die Julier, wo die Berge beispielsweise Prisank, Razor und Triglav heißen, der höchste Gipfel in Slowenien. Gibt sich die Straße zuerst noch mäßig steigend, wird es zunehmend steiler. Vorbei an der „Russischen Kapelle“ winden wir uns in 24 – gepflasterten – Kehren aufwärts. Nach nahezu jeder Kehre gibt es neue, phantastische Ausblicke in die Bergwelt, die einst auch Julius Kugy und Chesne de Bois auf der Suche nach der blauen Blume ihres Herzens durchstreiften. Als Ergebnis entstand ein Alpineum auf der Südseite, im jungen Tal der smaragdfarbenen Soca. Unsere Reise endet leider auf der gut 1.600 Meter hohen Passhöhe. Rechts in den Wiesen grasen Schafe, links geht es steil aufwärts zu einer bewirtschafteten Hütte, in der man sich stärken kann. Die Sonne brennt, ein leichter Wind säuselt durchs Haar. Jetzt würde es genau passen, das einst von Slavko Avsenik und seinen Oberkrainern eingespielte Musikstück „Zauber der Julier“. Ja, sie sind zauberhaft, wie auch die übrigen Landschaften entlang dieser Straßen mit Gailtaler und Karnischen Alpen, Karawanken und Julischen Alpen.
Diese um die 100 Kilometer lange Tour legten wir dem Auto zurück. Sie bietet sich wegen der Passstraßen und Kurven auch für Motorradfahrer an sowie für Radler, gegebenenfalls mit Zwischenübernachtung, die einerseits feste in die Pedale treten und andererseits die Abfahrten genießen wollen. Unterkunftsmöglichkeiten gibt es reichlich entlang der gesamten Strecke. Jürgen Weller

Weitere Rad-, Motorbike- und Ausflugstipps bei http://www.presseweller.de
© 2013 auf Text und Foto presseweller


Donnerstag, 23. Mai 2013

Mehr als Hase und Igel: Buxtehude





Beeindruckend, die Fassade des Heimatmuseums. (Foto: presseweller)



Lebendige Stadt im schönen Norden Deutschlands

Von Jürgen Weller

Mai 2013. (Dialog). Wer kennt Buxtehude? Es werden nicht wenige sein. Schließlich ist die Stadt im Norden Deutschlands beim Alten Land und südwestlich von Hamburg kein Phantom, sondern ein pulsierender Ort mit schöner Altstadt und unter anderem bekannt für die alte Geschichte vom Wettlauf, dem Wettloop, zwischen Hase und Igel.

Wer schon einmal da war, in Buxtehude, wird nach dem Besuch der Altstadt sagen „Ein schönes Städtchen“. So ging es auch unseren Kärntner Freunden, die begeistert waren vom Backstein und Fachwerk, den Gassen und schließlich auch der „Langen Straße“ mit ihren vielen Geschäften, die zum Bummeln einlädt. Die alte Hansestadt an der Este, heute mit gut 40.000 Einwohnern, ist eine pulsierende Stadt, in der Altes und Modernes in einer sehenswerten Melange aufgehen, eine Stadt, in der es ein Katzensprung ins Obstanbaugebiet Altes Land und an die Elbe sowie weiter in die Geest mit ihren Dörfern ist. Der Alte Hafen vermag ein Stückchen Maritimes vermitteln, in der Altstadt liegt im Fleet ein Ewer vor der ehemaligen Mühle. Markante Punkte sind das Heimatmuseum mit seiner wirkungsvollen Fassade und die Kirche St. Petri. Sie trägt keinen Hahn auf der Turmspitze, sondern ein Seepferdchen: Elbe und Nordsee sind eben nah. Damit ist die Backsteinkirche auch ein beliebtes Fotomotiv. Kleine und große Häuser im Backsteinfachwerk bestimmen die Altstadt, in der Fachgeschäfte, Restaurants und Cafés ihren Platz haben. Ganz nah bei der Kirche das Abthaus, dass auch der Kärntner Bildhauer Lorenz Wieser vor rund 30 Jahren in einem Linolschnitt verewigte.

Has', Igel und mehr

Im Heimatmuseum erfährt man mehr überTrachten, Hochzeitstüren und natürlich die Geschichte vom Wettlauf zwischen Hase und Igel, bei dem der Igel stets stolz – hier übersetzt – verkünden konnte „Ich bin schon hier“. Im Prinzip geht es dabei um den stolzen Stadtbewohner und den schlauen oder kreativen Bauern aus der Geest. Der war einfach im Doppel angetreten.
Und wenn in Buxtehude „Die Hunde mit dem Schwanz bellen“, so rührt das von den einstigen holländischen Siedlern her, die auch zur Bauweise und zum Fleet mit den Brücken beigetragen haben. Es geht schlicht und einfach um das Läuten der Kirchenglocken. Die Glocke heißt „bell“, die Hunte war der Schwanz, das Seil, mit dem geläutet wurde. Es gab und gibt ganz putzige Ansichtskarten dazu zu kaufen.
Buxtehude war übrigens eine der Städte, die schon früh Fußgängerzone und verkehrsberuhigte Zonen mit diesen typischen Schwellen einrichtete. Radler können auf vielen auf dem Bürgersteig gekennzeichneten Strecken fahren. So gibt es auch einen regen Radverkehr in der Stadt. Mit einem durchaus guten Parkplatzangebot an Parkstreifen und -plätzen wurde auch an die Autofahrer gedacht.
Für Abwechslung sorgen zahlreiche kulturelle und allgemeine Veranstaltungen bis zum Weihnachtsmarkt. Wer das platte Land zum Radeln nutzen swill, sollte einmal an einer begleiteten Radtour, zum Beispiel ins Alte Land, teilnehmen. So lohnt sich auch ein mehrtägiger Besuch.
Das Unterkunftsangebot reicht, mal in der Stadt, mal stadtnah, von Ferienwohnungen über Pensionen bis zu Hotels. Mit Auto oder Motorrad erreicht man Buxtehude über die Autobahn A1, Abfahrt Sittensen oder, je nach Ausgangspunkt, Rade sowie über die B 73. Mit der Bahn oder S-Bahn geht es zum Beispiel nach Hamburg oder Bremerhaven.
Mehr Informationen gibt es unter „Tourismus“ auf www.buxtehude.de

Hinweis für Redaktionen: Kurzfassung. Zu Fotos (honorarpflichtig) für Print und Web sowie längere Fassung bitte anfragen über http://www.presseweller.de

Samstag, 16. März 2013

Ginsburg, Wandersteig und Kultur Pur: Siegerland





Der Turm der Ginsburg. Nur ein paar Treppen hoch, und dann gibt es eine wunderbare Aussicht über die Wälder und Täler des Siegerlandes. (Foto: presseweller)


Rund um Hilchenbach und im Rothaargebirge unterwegs


Von Jürgen Weller

Ausflug ins Rothaargebirge im Siegerland zum Burgturm. Von Hilchenbach über die kurvenreiche Straße nach Lützel, im Ort nochmals hoch und dann talwärts zur Ginsberger Heide. Keine Burg zu sehen. „Jetzt müssen wir einen leichten Spaziergang machen“, sagen unsere Bekannten.  In Ordnung. Das Wetter passt irgrndwie. Nach gut 20 Minuten mit leichtem Anstieg kommen dann nach einer Wegbiegung die Reste der Burganlage und der Turm der Ginsburg  in Sicht. Geschafft. Die Ginsburg ist ein „altes Schätzchen“ mit reicher Geschichte und soll aufs 12. Jahrhundert zurückgehen. Geschichtsinteressierte stoßen dabei auch auf  „Wilhelm von Oranien“.

Die weiten Nadelwälder legen der Landschaft im nordöstlichen Siegerland, gleich an der Grenze zu Wittgenstein, ein dunkelgrünes Kleid an, wenn auch in diesem südwestfälischen Landstrich ebenfalls viele Misch- und Laubwälder in Frühjahr und Herbst das Auge erfreuen. Mit Rothaarsteig und anderen Wegen ist reichlich Platz zum Wandern, zum tiefen Durchatmen und bald auch wieder für ein kulturelles Ereignis mit Musik, Theater und mehr: KulturPur. Am Burgfuß hat das Café geöffnet. Urig eingerichtet; eine kleine Stärkung. Über die Wiese zum Burgturm auf der über 580 Meter hohen Anhöhe. Tief unten verläuft die Straße von Hilchenbach „auf die Lützel“, und eine Bahnstrecke gibt es ebenfalls, die, von Siegen aus, vom „Rothaarexpress“ bedient wird. Der Turm könnte viel erzählen, war es doch hier, wo sich der im nahen Dillenburg geborene Wilhelm von Oranien, genannt „Der Schweiger“, in den 70er-Jahren des 16. Jahrhunderts mit Truppen versammelte, um zur Befreiung der Niederlande ins Feld zu ziehen. Im Gebäude geht es über mehrere Treppen zur Turmhöhe in rund 16 Metern. Die Aussicht über die Wälder, Täler und Höhen fasziniert. Wir haben Glück mit der Fernsicht, die weit ins Land trägt – bis in Wittgensteinische und Sauerland. Will man diese Weite nun wandernd erleben, nimmt man den Rothaarsteig unter die Füße, der auf der einen Seite weit ins Sauerland, auf der anderen bis ins Hessische, in den Westerwald, führt: einfach dem Wanderzeichen folgen, ein auf dem Rücken liegendes schwungvolles „R“ auf Rot. Radler können in diesem hügeligen Gelände ebenfalls wortwörtlich feste in die Pedale treten.
„So weile doch hier, wenn Du noch mehr erleben willst“, möchte man sagen. Jahr für Jahr findet auf der Ginsberger Heide, „Auf dem Giller“, das Gillerbergfest statt, bei dem sich die Jugend von überall her zu sportlichen Wettbewerben trifft. Schon Ende der 50er-Jahre waren Teilnehmer der Meinung, dass es „immer etwas Besonders sei, beim Gillerfest dabei zu sein“. Seit nun schon ebenfalls vielen Jahren um die Pfingstzeit hat ein weiteres und ebenfalls weit über die Grenzen des Siegerlandes hinaus bekanntes Ereignis auf den Wiesen und Plätzen zwischen den Hügeln Saison, das Kulturfestival „KulturPur“. In „Theaterzelten“ und im Freien kommt die Waldluft mit Konzerten, Theater, Kabarett und vielen anderen Vorführungen für Jung und Alt ins Vibrieren. In 2013 wird vom 16. bis zum 20. Mai das Festival der Ginsberger Heide erneut einen bunten Anstrich geben, zum Miteinander, Zuhören und Zuschauen einladen. Der derzeitigen Programmveröffentlichung nach werden zum Beispiel Rodger Hodson, Brings und Santiano, Sophie Hunger sowie Karl Dall dabei sein, und auch die Philharmonie Südwestfalen wird wieder Klangvolles abliefern. Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen.

Eisenstrasse und Grund

Von Lützel aus folgen wir durch Nadelwald der schmalen alten Eisenstraße, die sich wie eine Schnur mit ihrem Asphaltband bis zum Lahnhof zieht. Der Orkan Kyrill hat seine Spuren hinterlassen. Einst wurde hier über Hohlwege das Eisen transportiert, Handel und Wandel. Schließlich ist das Siegerland als Eisenerzland bekannt – vielfach beschrieben und bedichtet wie in den Heimatbüchlein von Georg Hainer. Wir schauen vorbei beim Forsthaus Hohenroth, wo es unter anderem verschiedene Bodenlehrpfade gibt, halten an der Siegquelle an, wo der Fluss, der dem Land den Namen gibt,  ganz klein als Rinnsal seinen Anfang nimmt und wo hinter der Kuppe mit tollem Ausblick das Dörfchen Großenbach liegt, und kommen schließlich am Lahnhof an. Von dort  gibt es auch einen Abzweig ins verwunschene Ilsetal mit der Ilsequelle. 
Das Rothaargebirge ist eine Wasserscheide. Als bekannteste Flüsse entspringen  auf der Höhe Eder, Lahn und Sieg. Eder und Lahn fließen ins Wittgensteiner Land ab, die Sieg ins Siegerland. Hier und da ist der Wald lichter, wird der Blick frei. Es ist schön, ins Land zu schauen, und der Liedtext „Oh Täler weit, oh Höhen“ ist auf einmal eingängig, wird versinnbildlicht.
Auf der Rückfahrt gönnen wir uns noch das Örtchen Grund, das ganz idyllisch zwischen den Höhen liegt. Aber das ist nicht alles. Grund hat eine Besonderheit. Hier wurde im Jahre 1740 der Wissenschaftler, Autor und vor allem Augenarzt Johann Heinrich Jung-Stilling geboren, bekannt unter anderem für seine Star-Operationen. 
Mit der Rückfahrt durchs Netpher Land schließt sich der Ausflugs-Kreis. So verspricht alleine dieser kleine Siegerländer Bereich rund um die alte Eisenstrasse, von Hilchenbach mit seinen Fachwerkhäusern über Lützel und den Giller bis zum Lahnhof und nach Grund, Landschaftserlebnis, vereinen sich Geschichte von vor Jahrhunderten und Kultur der Moderne.  (3/2013 presseweller)

Infos: Es gibt zahlreiche Restaurants und Cafés sowie verschiedene Unterkunftsmöglichkeiten in und rund um Hilchenbach, in Lützel, gleich hinter der Siegqelle in Großenbach sowie am Lahnhof.
Zur Region: TV Siegerland-Wittgenstein: www.siegerland-wittgenstein-tourismus.de
Zur Kultur und zum Festival KulturPur: www.siwikultur.de

Anforderung von Fotos und mehr Informationen: http://www.presseweller.de