Markttag in Emmendingen. (Foto: presseweller)
Ein Landschafts-Geschichts-Genuss-Erlebnis
Von Jürgen Weller
Reden Urlauber vom Südwesten
Deutschlands, dann gehören für sie Rhein, Schwarzwald und
Kaiserstuhl dazu … und eben das Wort Breisgau. Gleichbedeutend für
eine sonnenverwöhnte Landschaft mit mildem Klima, in dem
Edelkastanien ebenso ihren Platz haben wie der Wein. Beim Blick ins
Rund in die dunkelgrünen Schwarzwaldberge über idyllische Dörfer,
Orte und Städte wie Sexau, Emmendingen und Freiburg, scheint es von
den Hängen „Kommt herein, entdeckt mich!“ zu wispern. "Ja wir
kommen, wir schauen Euch an!"
Die Sonne zaubert ein Lächeln auf die
Schwarzwaldhänge, über denen ein tiefes Blau steht und den Sommer
kündet. Es ist eine freundliche Landschaft, die, Walzerklängen
gleich, Freude ins Herz trägt, um auf den Höhen dann in den
musikalisch ruhigen Teil zu verfallen, damit der Wanderer oder
Besucher sich voll und ganz der Aussicht über Dörfer und Täler
und zu den Hängen im Rund, bis rüber zu den Vogesen, widmen kann.
Wie schön kann Landschaft sein. Ziehen sich einerseits die
Rebstöcke in Reih und Glied die Hänge hinauf, sind es anderswo die
Obstbäume, die Äpfel, Pflaumen und Kirschen, die den Wiesen Gesicht
geben und unter anderem zu gehaltvollen Obstbränden verarbeitet
werden. Und irgendwo trieffen wir auf eine vorwitzige Ziege, die sich
hoch zu den Mirabellen reckt und lustvoll am Fruchtsüß des Sommers
nascht.
Überall im Südschwarzwald erlebt der Reisende diese
Landschaftsbilder, in denen nicht nur in den Städten und Städtchen
Hinschauen und Genießen angesagt sind, sondern auch in kleinen
Orten, die bei Durchfahrenden wenig Beachtung finden. Die liebliche
Brunnengestaltung in Sexau, wo - wie in manchen anderen Orten –
Störche ihr Nest bauen, Waldkirch, von wo es einen Katzensprung hoch
zum Kandel ist und weiter bis ins fernsehbekannte Glottertal.
Emmendingen mit seinen heute rund 27.000 Einwohnern und seit Ende des
16. Jahrhunderts mit Stadtrechten ausgestattet, gibt sich mit Parks,
seinen Kirchen, dem großen Markt, dem Unteren Tor, dem letzten
erhaltenen Stadttor, und den Straßen zum Bummeln so richtig
beschaulich. Überall kann man einkehren. Gerade hat im Ort ein
Feng-Shui-Hotel eröffnet. Wen es hoch auf den Eichbergsturm mit der
über 40 Meter hohen Aussichtsplattform zieht, kann sich auf einen
wahren erhabenen Ausblick freuen: über die Rheinebene, zu den
Schwarzwaldhöhen, zu den Vogesen ins Elsass. „Schöne Aussichten“
machen Lust auf mehr.
Klein und genussvoll
Uns zieht es immer wieder auch in die
kleineren Orte wie Maleck oder Windenreute. Dort gibt es auf der Höhe
eine „Waldschänke“. Ruhig, am oberen Ende des Ortes, gleich am
Wald und mit Blick auf Wiesen und Hügel. Riesige Terrasse, zum
großen Teil mit großen Markisen geschützt, die der hochsommerlich
strahlenden Sonne ein bisschen Kraft nehmen und wo es sich bis
spätabends gemütlich sitzen lässt. Gelb-gemusterte Tischdecken
wirken sonnenfreudig und einladend, Vasen mit Kräutersträußchen statt Blumen,
rings um die Terrasse und im Garten Tomaten, Salate und Kräuter. Da
kommt Naturgefühl auf.
Für einen Westfalen ungewohnt, hat ein
kleines Bier hier schon 0,3 Liter. Aber da gibt’s für das
Schwarzwälder Pils auch noch einen Pfiff, der hier noch kleiner als
in Österreich ausfällt, 0,1 Liter. Das sieht gegenüber den anderen
Gläsern schon mickrig aus. Vielleicht sollte man sich auch für
einen der guten badischen Weine entscheiden, ob einen der weißen wie
Grauburgunder oder Riesling oder einen Roten, zum Beispiel einen
trockenen Spätburgunder, der im Glas funkelt. Aber das Trinken ist
nur Ouvertüre und Begleitmusik. Gut essen wollen wir auch. Die
Speisekarte ist reichhaltig, ob man nun der Fleischeslust fröhnt
oder Vegetarisches bevorzugt. Am Tisch gibt’s außer einer
bodenständigen Flädelesuppe Pfifferlinge im Nudelnest, eine
Gemüsepfanne mit kurz gebratenen Kartoffeln, Ziegenkäsepäckchen in
Schwarzwälder Schinken mit Salat und Stein-Champignons mit
Salatbett. Salat steht hier nicht für ein paar Blätter, sondern für
eine Riesenportion. Was Horst Armbruster in der Küche aus marktfrischen
Zutaten „zaubert“, kann sich anrichtsmäßig sehen und vor allem
auch schmecken lassen – und das zu zivilen Preisen. Klasse. Das
scheint in der Region nicht unbekannt zu sein. Teils mussten wir
warten, bis ein Terrassentisch frei war.
Außerhalb von bodenständig geht auch.
So kamen wir auf Empfehlung in ein anderes Dorf, ein paar Autominuten
von Emmendinen entfernt: Malterdingen. Noch nie im Leben gehört.
Sauber, mit schöner Kirche und Denkmal im Ort. In der Hauptstraße
wirkte das „Chada Thai“ nahezu unscheinbar, wenn es auch auf der
straßenseitigen kleinen Terrasse schon Betrieb gab. Der Tisch war
für den Garten reserviert. Wie vom anderen Stern. Eine verwunschene
Welt mit Sträuchern, Stauden, Blumen, in denen sich die Tische
verbargen: traumhaft für Sommerabende. Aufmerksame Bedienung. Ein
fruchtiger Sommerdrink mit Strohhalm. Potpourris aus nach Blüten
duftendem Reis, Kokosmilch, Würzpasten, Tofu, Chili, Koreander,
Hähnchenstückchen und anderem mehr, zum Beispiel beim „Gaeng Kiew
Whan Gal“. Eine geschmackliche Erfüllung. Einfach nur gut. Preise?
Völlig in Ordnung und gut erschwinglich. Kleiner Ort und Geheimtipp?
Im Prinzip ja, aber doch nicht so ganz. Als wir gegen 21.30 Uhr gehen, kommen
immer wieder Gäste nach. Man sollte unbedingt vorbestellen! Wenn man
bei kleinen, feinen und genussvollen Orten bleiben will, dann darf
man „über den Berg“ Maleck mit dem Parkhotel Krone nicht
vergessen. Dort sitzt man draußen im Parkgarten ebenso gemütlich
wie drinnen und speist für unseren Geschmack vorzüglich.
Freiburg sehen
Beim Breisgau-Besuch gehört Freiburg
dazu: Anfang des 12. Jahrhunderts mit Markt- und Stadtrecht
ausgestattet und bekannt für sein Münster. Die Stadt ist quasi die
Metropole des Breisgaus: reges Leben auf dem Münsterplatz, die
typischen „Bächle“, die sauber eingerinnt durch die Straßen
fließen. Eine große Stadtwelt mit doch gemütlichem Flair, die zum
ausgiebigen Bummeln einlädt. Am Freiburger Münster mit dem 116
Meter hohen Turm wurde rund 300 Jahre gebaut, und es stehen immer
noch Gerüste. Die Ursprünge gehen wohl auf den Anfang des 13.
Jahrhunderts zurück, die stilmäßige Ausrichtung wird mit
spätromanisch/gotisch beschrieben. Innen schauen wir uns die
wunderschönen Buntglasfenster an, die bildhauerische
Gruppendarstellung des Heiligen Abendmahls mit Jesus und den Jüngern.
Wenn dann die Glocken des Freiburger Münsters erklingen, ist das ein
erhebendes Gefühl. Wer sich detailliert zur Kirche und Freiburg
informieren will, sollte an einer Führung teilnehmen oder sich ein
gutes Reiseführer-Büchlein besorgen In den Beschreibungen wird man auch stets auf das alte Geschlecht der Zähringer stoßen.
Zur Einkehr bestehen überall
Möglichkeiten, ob zu bodenständigen oder internationalen Gerichten
oder zu Kaffee und Kuchen, wobei natürlich auch für uns
„Schwarzwälder Kirsch“ ganz oben auf der Probierliste stand.
Über allem wachen der Schlossberg
sowie der Schauinsland, der über 1.280 Meter hohe Hausberg
Freiburgs. Vom Aussichtsturm geht der Blick weit übers Land, vom
Rhein bis zum Kaiserstuhl.
Reist man mit dem Auto an, findet man
in Freiburg Parkplätze und Parkhäuser, auch in Zentrumsnähe. Die
Parkgebühren sind teils allerdings nicht niedrig.
Als wir den Breisgau über die A5
verlassen, blicken wir lächelnd zurück, "ja wir haben dich
angeschaut, aber wir wollen noch mehr von dir entdecken". Dazu lacht
die Sonne bei strahlend blauem Himmel.Einladend.
Informationen: www.emmendingen.de, www.freiburg.de, www.schwarzwald-tourismus.info
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