Herbstidyll im Kärntner Gailtal: grasende Pferde. (Fotos(c): presseweller)
Eine wundervolle Reise durch Kärnten, Südtirol und Friaul-Venetien
Jürgen Weller
September 2016. Ist
es zu allen Jahreszeiten eine Lust, in den Bergen unterwegs zu sein,
so malen Spätsommer und Herbst wieder andere und besondere Bilder.
Die Urlauberkinder haben schnell Freundschaft geschlossen. Sie
sammeln „Keschtn“, Kastanien, für die Wildfütterung im Winter.
Wie oft schon bin ich auf diesen Herbstspuren im Kärntner Gailtal
zwischen Morgensonne und Dämmerung unterwegs gewesen. Hier, wo die
Karnischen Alpen die Grenze zu Italien bilden und hoch oben der Via
della Pace, der Friedensweg, verläuft. Wenn morgens die Sonne aus
dem Osten Schritt für Schritt dem Süden zuwandert, taucht sie
Almmatten und Berge in ein strahlendes gelbliches Licht. Es ist so
wundervoll und beeindruckend wie auch wieder viele Stunden später
das beginnende Dämmerlicht. Dann versetzt die rote Kugel der im
Westen untergehenden Sonne die Felswände von Gartner- und Zweikofel
in ein magisches Rot, bevor sie irgendwo ganz hinten hinter
Lesachtal- und Drautal wegtaucht. Der letzte Schimmer will wohl sagen
„Morgen habt ihr mich wieder.“ Und morgen, dann schauen wir im
Lesachtal vorbei und blicken in Südtirol auf die Dolomiten, fahren
durch die westlichen Karnischen bis nach Sappada und weiter.
In dieser Jahreszeit
sind überall Wanderer unterwegs. Sie schätzen die gegenüber dem
Hochsommer milderen Temperaturen und die Fernsicht, die von den
Bergen in diesem südwestlichen Kärntner Landstrich je nach Standort
bis zu den Dolomiten und den Julischen Alpen reichen. Auch Radler und
Ausflügler genießen diese Jahreszeit, in der auf überdachten
Balkonen der Kukuruz, die Maiskolben, zum Trocknen hängen, Holz
geschnitten und in ofengroßen Stücken gestapelt wird. Schließlich
ist der Winter absehbar. Der Almabtrieb ist zum großen Teil vorbei.
Aber Pferde und Kühe genießen noch ihre „Freizeit“ auf grünen
Wiesen. Enten watscheln um die Hofstelle. Noch gibt es vielerorts
diese bäuerliche Idylle. Schön! Die Tage gehen freilich schnell
dahin. Schon früh setzt die Dämmerung ein. Man zieht sich in die
Stuben zurück und gönnt sich eine Jause. Der köstliche Almkäse,
gewürzter Topfen (Quark), Hauswurst, kerniges Brot und mehr gehören
dazu. Man hockt gemütlich zusammen und erzählt, bis bald Bettzeit
ist.
Durchs Lesachtal zum Dolomitenblick
Blauer Himmel am
Morgen. Dem Westen zu, ins Lesachtal. Das für seine
Naturbelassenheit bekannte Hochtal wird von Lienzer Dolomiten im
Norden und dem Karnischen Hauptkamm im Süden eingerahmt. Ganz früher
war die Durchfahrt noch beschwerlich. Die Straße führte durch die
zahlreichen Gräben, mal runter, mal rauf. Inzwischen geht es dank
vieler Brücken einfach. Links oben zwischen grünen Wiesen Nostra.
Von hier wandert man zum Wolayersee, der wie ein grünblaues Auge in
den westlichen Karnischen Alpen liegt. In Maria Luggau, über 1170
Meter hoch gelegen, erster Halt. Der Ort ist bekannt wegen seines
Servitenklosters und der schon bei der Anfahrt sichtbaren Basilika
Maria Schnee, bei der sich barocke und spätgotische Elemente,
Stuckarbeiten und Malereien finden. Sie ist seit jeher ein
Wallfahrts- und Pilgerziel. Jahr für Jahr wallfahren Menschen, teils
seit Jahrhunderten und über hohe Bergpässe, von der Südseite der
Karnischen Alpen „in die Luggau“. Nach Mitte September sind es
die Gläubigen aus dem italienischen Sappada, auch „Pladen und
Plodn“ genannt, die sich auf den vielstündigen beschwerlichen Weg
begeben. Dorthin kommen wir auch noch.
Die Basilika und Wallfahrtskirche Maria Schnee in Maria Luggau.
Im Lesachtal
entspringt die Gail, und so wird es bald zum „Tiroler Gailtal“.
Wir sind in Osttirol und fahren vorbei an Obertilliach bergab ins
Drautal, dort nach Sillian und Innichen, wo wir die italienische
Grenze passieren bald links abbiegen und an Sexten vorbei nach Moos
ins Fischleintal fahren. Dort führt ein Weg Richtung Berge. Parken, aussteigen, schauen. Hier sind wir nicht alleine. Schließlich gibt es
den „Dolomitenblick“ mit den imposanten Drei Zinnen. Aber der
Himmel zeigt sich wolkenverhangen, sodass wir diesen dennoch schönen
Ausblick auf die Dolomiten nur zum Teil genießen können. Überall
auf der bisher gefahrenen und der weiteren Strecke gibt es Einkehr-
und Übernachtungsmöglichkeiten.
Wir fahren ein Stück zurück und
Richtung Kreuzberg. Pässe dieses Namens gibt es mehrere. Dieser ist
gut ausgebaut und führt mit bis zu zwölf Prozent Steigung auf über
1600 Meter Höhe von Südtirol nach Venetien. Unser Ziel ist der
Monte Croce Carnico, der Plöckenpass. Im Örtchen Dosoledo machen
wir Rast. Direkt an der Straße gibt es ein „Restaurant, Gelateria,
Bar Dolomiti La Pizza“ mit Terrasse und gepflegten Gasträumen.
Wenn wir schon hier sind, soll es auch eine Pizza sein. Die Pizzen
sind reichlich belegt und schmecken einfach nur „richtig gut“.
Abrundung durch ein Gelati (Eis) und einen Espresso. Alles zu
empfehlen. Die Preise sind ähnlich wie in Deutschland. Gleich
gegenüber ist ein großes hohes Antiquitätenhaus. Schon im
Schaufenster konnten wir so manches „Schätzchen“ bewundern. Dort
war leider noch Mittagspause.
Klasse Pizza im Restaurant in Dosoledo.
Über Sappada zum Plöckenpass
Wie beeindruckend doch diese Bergwelt ist! Die Straße führt uns weiter nach Sappada im
Piavetal, den Ort, der Ausgang der Wallfahrt nach Maria Luggau im
Lesachtal und eine deutsche Sprachinsel ist. Fein herausgeputzt mit
seinen alten Häusern, lebensgroßen Figuren, Geschäftchen und
Geschäften mit einem bunten Angebot und dem in jede Richtung
sehenswerten Blick auf die Berge mit Dolomiten und Karnischen Alpen,
die sich in dieser Ansicht besonders imposant zeigen. Ein Bummel
durch Sappada lohnt sich. Tradiertes Brauchtum steht neben moderner
Ausrichtung. Natürlich sind auch hier Wanderern Tür und Tor
geöffnet, zum Erkunden, zum Erleben, Herbsttage zu genießen.
Welch ein Panorama in Sappada.
Beim Dorfbummel in Sappada gibt es einiges zum Schauen.
In dieser Region,
die an Venetien, Friaul, Carnico – auch Carnia und Karnien –
und Österreich grenzt, durchfahren wir auf der Südseite der
Karnischen Alpen so manche beschauliche Dörfer und gelangen über
Rigolato bis vor Tolmezzo. Etwas nördlich der Stadt zweigen wir auf
die Staaatsstraße Richtung Österreich ab und erreichen bald den „Monte
Croze Carnico“, den Plöckenpass. Es geht unter anderem durch
Timau. Der Ort wird auch Tischlwang genannt und ist ebenfalls eine
deutsche Sprachinsel mit ganz eigenem Dialekt. An Weinfeldern vorbei
kommen wir an den Aufstieg der kurvenreichen Passstraße. Von weiter
oberhalb blicken wir auf Almen in den umliegenden Bergen und auf den
Marmorbruch in der Tiefe. Auf der nur rund 1350 Meter hohen
Passstraße, die im Ursprung auf die Römer zurückgeht, gibt es
klasse Aussichten, bis schließlich zur Hohen Warte. Mit knapp 2800
Metern gilt der Berg als höchste Erhebung der Karnischen Alpen. Auf
der Passhöhe kehren wir auf Kaffee und Kuchen ein. In Nähe der
Passhöhe gibt es seit Jahrzehnten ein Windrad zur Stromerzeugung, es
gilt als eines der oder das höchst gelegene in Österreich. In
dieser Zone wird es gut zu tun haben, denken wir.
Gemächlich fahren
wir bergab. Weiter unten gibt es einen schönen Ausblick auf
Kötschach-Mauthen und die Gailtaler Alpen. Bald sind wir wieder im
Gailtal. „Finito“ mit der Tour, also Ende. Die vielen Eindrücke
der wunderschönen Berglandschaften begleiten uns. Wir sind wieder
zurück im Gailtaler Herbst und lassen den Abend gemütlich
ausklingen. Vor ein paar Tagen habe ich schon wieder „Herbsturlaub“
gebucht.
Ausklang im Café Maier in Rattendorf im Gailtal. Auf Wiedersehen!
Hinweise: Je später
es in den Herbst geht, desto eher kann es sein, dass das eine und andere Hotel oder auch manche andere Beherbungsbetriebe bereits
geschlossen haben, um sich auf die Wintersaison vorzubereiten. Daher
ist es ratsam, sich über die Tourismusbüros der Gemeinden oder
Regionen zu informieren und/ oder gezielt anzufragen. Örtlichkeiten
und Befahrbarkeiten wie hier angegeben und auf Fotos gezeigt, können
sich geändert haben. Deshalb keinerlei Gewähr. Irrtum bleibt
generell vorbehalten.
Nützliche Links:
www.nlw.at zum Südwesten Kärntens;
www.lesachtal.com;
www.maria-luggau.at;
www.pustertal.org;
www.sappadadolomiti.com;
www.italia.it/de – unter
Friaul-Julisch-Venetien.
Jürgen Weller, Inhaber von Medienbüro + PR DialogPresseweller schreibt und veröffentlicht seit 1978 Reiseberichte zu verschiedensten Zielen in Deutschland, Österreich, Norditalien und zum westlichen Slowenien. Es gibt wohl kaum jemanden, der in dieser Zeit mehr Berichte zum südwestlichen Kärnten - Gailtal, Lesachtal, Gitschtal - geschrieben und veröffentlicht hat. Er zeigt vor allem Regionen und Örtlichkeiten etwas abseits ausgefahrener und belebter Reise- und Durchreiserouten. Schließlich gibt es jenseits dieser Strecken so viele schöne Landschaften, Orte und Besonderheiten, die einen Besuch oder Urlaub lohnen.
Über die Webseite http://www.presseweller,de gibt es Reisetipps und -berichte, Magazine und Videos. Alles ohne Anmeldung aufrufbar und frei zum Anschauen und Lesen.
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