Donnerstag, 7. Mai 2009

Das Tal, wo alles geht: Gailtal


Wo mag das wohl liegen, hatten wir vor über 45 Jahren gedacht, als wir mit dem Auto ins Gailtal reisen wollten. Klar, die Karte zeigte es. Direkt am Fuße der Karnischen Alpen, oben die Grenze zu Italien. Das Autobahnnetz war begrenzt, wir mussten noch über die Berge und nicht untendurch, und die alten Autos, der Weltkugel-12M, der VW Käfer und Fiat Jagst waren keine Renner, sondern gemessen an heute PS-mäßig eher schwach auf der Brust. Und so dauerte es auch drei Tage, bis die aus Westfalen über 800 Kilometer lange Reise erledigt war. Endlich da und ausruhen.
Die Privatpension auf dem Bauernhof war für alle richtig. Wir Kinder hatten unseren Spaß. Und die Erwachsenen auch, weil man mit den Wirtsleuten zusammensaß und es am Wochenende zum Feiern und Tanzen in den Dorf-Gasthof ging. Im ersten Jahr zahlten wir mit Frühstück 18 Ösis, also Schillinge, was bei der damaligen Sechser-Umrechnung schlappe drei Mark waren oder heute bei diesen teuren Euros rund 1,50. Gut, dass es damals den Euro noch nicht gab, den wegen der gestiegenen Preise längst nicht alle mögen, sonst hätten wir gewiss 2,80 Euro gezahlt. Aber allein das Umtauschen und Umrechnen waren damals schon ein Stück Urlaub, als auch das Schnitzel nach Wiener Art mit Röstkartoffeln und Salat noch für 27 Schilling zu bekommen war.
Zu erleben gab's eh viel. Mal an den Pressegger See zum Baden, mal auf die Alm wandern und zu den Edelweißwiesen, mal beim Heumachen helfen und als Belohnung eine Gailtaler Jause mit selbstgemachtem Bauernbrot, dem würzigen Gailtaler Speck und Almkäse genießen. Ein saurer Most dazu und danach für die Erwachsenen ein Stamperl mit Selbstgebranntem. Freundschaften fürs Leben schließen. Das galt für die Erwachsenen wie für die Kinder.
Nun gut, an die 50-mal sind wir im Laufe des Lebens in unserer "zweiten Heimat" gewesen. Die Zeiten haben sich geändert. Die Kinder, die wir einst waren, sind heute selbst Opas. Die Bebauung hat sich leicht geändert. Die Landwirtschaft ist rapide zurückgegangen. "Unser Dorf", Rattendorf, ist längst nicht mehr eigenständig, sondern längst, wie in Deutschland, eingemeindet worden zum Bezirksstädtchen Hermagor. Aber es ist noch ein Dorf geblieben. War der Sommertourismus damals da große Aushängeschild - man musste teils in den Gaststätten zu Mittag anstehen, um einen Platz zu bekommen -, gibt es mit dem Wintertourismus ein weiteres Schwergewicht. Er fing damals so gerade mit dem ersten Hotel auf dem rund 1530 Meter hohen Nassfeld an - heute das Hauptwintersportgebiet Kärntens und seit Jahren unter den Top Ten Österreichs.
Und so wie früher, als wir uns über den damals nicht ausgebauten Nassfeld- oder den Plöckenpass ab Kötschach-Mauthen nach Italien trauten, um die großen Märkte kennen zu lernen und eine Kiste Pfirsiche mitzubringen, geht heute auch alles im Tal. Am Nassfeld spaziert man über die Grenze, um auf Pizza und Co. und einen Vino einzukehren, man wandert, radelt mit Kindern und mountainbikt grenzenlos auf nahezu endlosen Wegen, genießt das Strand- und Badeleben am Pressegger See oder geht ins Freibad nach Kirchbach, nimmt an Abenteuerprogrammen teil, vom Rafting bis zum Schluchting, geht in den Klettergarten oder hängt sich an den Flying Fox, macht eine geführte Berg- oder Klettertour mit. Der Nachwuchs versucht sich am Iceberg beim Bad der Schluga Camping Welt, macht Würstelgrillabende mit oder geht zum "Edelsteinschrüfen". Bauernhöfe mit Kühen, Schafen und Ziegen gibt's auch noch und bei vielen Beherbungsbetrieben Streichelzoos, wo Kaninchen und Hasen hoppeln. Nicht zu vergessen die Almen, die hier nicht irgendwann in den 60ern geschlossen haben, sondern fortgeführt wurden. Der westfälische Schriftsteller Georg Hainer beschribe das Gailtal schon immer als "Tal der Almen". Daran hat sich nichts geändert. Außer allerdings, dass sich das Innenleben der urigen aus Holz oder Stein gebauten Gebäude meist deutlich verändert hat, weil die EU-Bürokratie auch vor Einzelgebäuden hoch in den Bergen nicht Halt macht. Man nimmt mit, was sich regulieren lässt! Einen guten "Kaas" und die verschiedensten Milchprodukte gibt's aber nach wie vor. Ein Almtag bleibt immer erlebnisreich.
Und dann sind wir vor zwei Jahren mit dem Millenniumexpress, der langen Bergbahn, die in Tröpolach neben Rattendorf startet, auf den Berg gefahren. Beeindruckend. Von etwa 600 auf rund 2.000 Meter Höhe. Spazieren gehen, die Rundumsicht auf die Bergketten genießen. Dann aber bergab mit dem Pendolino, diesem einkufigen "Sommerschlitten". Geraden und Kurven, selbst bremsen und beschleunigen. Rasant und toll bis zur Tressdorfer Alm. Auf der Terrasse sitzen und bei einem Cappuchino die Sonne genießen oder sich die Alm und die Schaukäserei anschauen. Klasse! Nur ein paar Meter weiter, und man ist auf dem Geotrail oder noch ein paar Meter weiter, und man schaut den Murmeltieren zu.
War im Vorjahr schon das Golf-Übungsgelände eröffnet, so kann man in diesem Jahr im Gailtal rund um Waidegg auch umfassend golfen, eine Anlage mit allem Drum und Dran.
Nach so erlebnisreichen Tagen sitzen wir abends gern wieder auf der Terrasse der Pension oder des Hotels, trinken Radler, gespritzten Apfelsaft oder ein östereichisches Bier und erzählen mit den Gailtalern und den anderen Gästen, von denen jeder wieder etwas anderes gemacht hat. Manche nutzen die zentrale Lage, um mit dem Motorrad kurvige Touren durch die Berge zu fahren. Im Gailtal, das zu Kärntens Naturarena gehört, ist das eben kein Problem, weil fast alles geht.
Wer mehr zum Tal wissen will, erhält kostenlos Kurzinfos über mail@presseweller.de

1 Kommentar:

  1. Hallo! Ich hab ein Video von Kirchbach im Gailtal http://wonderfulcountry.blogspot.com
    Liebe Grüsse
    Mach mal Urlaub

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