Es herbstelt, bis auf Gänseschar alles im Siegerland. Nebel, buntes Laub und ein original Siegerländer Gericht: Reibeklöße mit Speck-Zwiebelsoße. ((c) presseweller)
In Freudenberg (l.) gibt es viele Fachwerkhäuser zu bestaunen. Von der Höhe gleitet der Blick über Siegen-Mitte mit der Nikolaikirche und dem Krönchen. (Foto (c): presseweller)
Fachwerk, Rubens, klare Quellen
Von Jürgen Weller
Oktober 2012. Es ist die Welt der Niederwälder, die hier Hauberge heißen,
der Fachwerkorte, kleiner Täler und dem Quellgebiet von Sieg, Lahn und Eder:
das Siegerland. Wo schon die Kelten vor über 2.000 Jahren dem Erz das Eisen
abgewonnen haben und der große flämische Maler Peter Paul Rubens im Jahre 1577
das Licht der Welt erblickte, da kann man auf Erkundungstour gehen und den
Waldreichtum der Landschaft genießen.
In rund 600 Metern Höhe auf dem Kamm des Rothaargebirges
entspringt die Sieg, die dem Land den Namen gab, und die gerade in ihrem jungen
Leben mit den Dörfern Walpersdorf und Nenkersdorf eine romantische
Tallandschaft zaubert. Außer auf dem Rothaarkamm bestimmen sonst vielfach die Mischwälder
mit den Haubergen das Bild, das sich im
Herbst zu einem Farbrausch vereint. Egal, ob man im Freudenberger,
Hilchenbacher oder im Netpher Land,
rings um Siegen, Wilnsdorf oder Burbach unterwegs ist: Überall bietet sich im
Herbst die beeindruckend bunte Palette. Die Sieg fließt dem Rhein zu, wie die
Lahn, die, vom Ursprung auf dem Rothaarkamm aber erst einen weiten Bogen durchs
sehenswerte Wittgensteiner Land nimmt, ins Hessenland wie nach Marburg und
Wetzlar führt und dann über Limburg und Bad Ems dem Rhein zufließt. Seit Ende
September „steht“ auch der Lahnwanderweg, auf dem man rund 290 Kilometer auf
Schusters Rappen unterwegs sein kann. Gleichwohl bieten sich für Wanderer der
Siegerländer Höhenring und der Rothaarsteig mit verschiedensten Zuwegen an.
Außerdem geht es von nahezu jedem Ort auf kurzem Weg zu Wäldern und Wiesen. Den
Dreiklang der Flüsse macht die Eder aus, die unter anderem über Bad
Berleburg weiter ins Waldecker Land
führt.
Fachwerk und Museen
Zauberhaft sehen die alten Fachwerkhäuser aus, überwiegend
schwarz-weiß, aber auch braun-weiß. Besonders beeindruckend sind die
Fachwerk-Kulissen in Freudenberg und Hilchenbach. Die Daten führen teils bis übers 17. Jahrhundert hinaus zurück. Die teils mehrgeschossigen Bauten zeugen auch von der Zimmermannskunst der früheren Baumeister. Wer in Freudenberg ist, kann
dem Heimatmuseum und dem Technikmuseum einen Besuch abstatten. Die Freilichtbühne des "Fleckens", wie die Stadt von Einheimischen genannt wird, ist über das Siegerland hinaus bekannt. Wer mehr – meist
restauriertes - Fachwerk aus alter Zeit sehen will, muss sonst in die Dorfkerne
wie zum Beispiel in Eisern und Neunkirchen
gehen. Schön und informativ ist das Museum in Wilnsdorf, in dem man sich
von früheren Handwerken und Geschäften, bäuerlichem Wohnen, vom Grubenleben und
dem System der Hauberge und Rieselwiesen, beides Siegerländer
Besonderheiten, ein Bild machen kann.
Es geht aber auch in weitaus frühere Zeiten zurück, und so staunen besonders
die Kinder, wenn sie die Nachbildung eines lebensgroßen Mammuts sehen. Eine
Räumlichkeit ist auch Siebenbürgen und dem Banat gewidmet. Ja, das Museum ist
sehenswert.
Von Wilnsdorf gelangt man über Rödgen und die Eremitage nach
Siegen, wo man auch dem Jakobsweg folgen kann. Im Oberen Schloss hoch oben auf
dem Siegberg, den verschiedenen Geschichtsbeschreibungen nach im Jahre 1259
erstmals erwähnt, thront das von Grünanlagen umgebene fürstliche Domizil, in
dem seit über 100 Jahren das Siegerlandmuseum beheimatet ist. Besucher erfahren
unter anderem viel über die Fürstengeschichte derer zu Nassau-Oranien. Eine
Besonderheit sind die Rubensgemälde. Der Erzbergbaugeschichte gerecht wird das
Museum mit einer Stollennachbildung. Dazu geht’s „unter Tage“. Macht Spaß.
Freunde modernerer Kunst sind im Museum für Gegenwartskunst neben dem Unteren
Schloss, im ehemaligen Telegraphenamt, richtig, etwa zehn Minuten Fußweg vom
Siegerlandmuseum entfernt. Das Museum bietet auch laufend Ausstellungen und
Führungen.
Zwischen den beiden Museen liegt die altehrwürdige
Nikolaikirche, die aufs 13./Anfang des 14. Jahrhunderts datiert und den
Chroniken nach seit 1658 das Wahrzeichen der Stadt auf ihrem Turm trägt, das
güldene Krönchen – erwachsen aus Siegerländer Schmiedekunst.
Will man über die Berge und Täler, teils bis in den Westerwald, schauen, bietet es sich an, den Kindelsberg in Kreuztal zu besuchen und auf den Turm zu steigen. Aussichtstürme locken aber auch in Hilchenbach, Gillerturm, und in Eiserfeld mit dem Gilbergturm. Zwischen Eiserfeld und Salchendorf liegt der Pfannenbergturm und in Siegen der Rabenhain.
Gemütliche Spazierstrecken bieten sich auch um die Obernau-Talsperre in Netphen sowie die Breitenbach-Talsperre in Dahlbruch an, zwischen Kreuztal und Hilchenbach.
Restaurantmäßig bietet das Siegerland Abwechslung. Man kann
aus den verschiedensten Küchen probieren. In der Region selbst sind zwar die
verschiedensten typischen Gerichte zu Hause, in den Restaurants findet man aber
davon meist zumindest noch das „Siegerländer Krüstchen“, also Weißbrotscheibe,
paniertes Schnitzel und Spiegelei, dazu Kartoffelsalat und mit anderen Salaten
umlegt. Kann aber je nach Lokalität auch anders sein, zum Beispiel mit Fritten
statt Kartoffelsalat. In Siegen gibt es, gerade in der Oberstadt, viele
gemütliche Gastronomiebetriebe zum abendlichen Ausgehen, hier und da auch mit
Musikangebot, teils mit Live-Konzerten, sowie auch ein Nachtangebot mit lange
geöffneten Betrieben und Bars.
Für den Urlaub stehen die verschiedensten Unterkünfte zur
Auswahl. Es ist ratsam, im Internet direkt auf die Seiten der Orte oder auf die
Seite des Touristikverbandes Siegen-Wittgenstein zu schauen.
Zu den Bahnverbindungen sollte man sich je nach Zielort
informieren, mit dem Auto wird das Siegerland am besten über die Autobahn A 45
mit den verschiedensten Abfahrten, von Norden kommend, zwischen Freudenberg
über Siegen bis Wilnsdorf erschlossen.
Siegerländisches erfährt man auch über die Seiten www.buch-juwel.de,
eine Radtour der Sieg entlang ist unter dem Button „Bike-Click“ auf www.presseweller.de
beschrieben.
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